Die Daten aufzeichnenden Aktionen stellen die zentralen Aktionen von DTrace dar. Sie alle zeichnen standardmäßig Daten im Hauptpuffer auf, ermöglichen aber auch das Aufzeichnen von Daten in spekulativen Puffern. Ausführliche Informationen zum Hauptpuffer finden Sie in Kapitel 11Puffer und Pufferung. Ausführliche Informationen zu spekulativen Puffern finden Sie in Kapitel 13Spekulative Ablaufverfolgung. Die Beschreibungen in diesem Abschnitt beziehen sich lediglich auf den Zielpuffer, wobei angegeben wird, ob die Daten im Hauptpuffer oder, wenn auf die Aktion die Funktion speculate() folgt, in einem spekulativen Puffer aufgezeichnet wird.
void trace(Ausdruck)
Die grundlegende Aktion ist trace(), die einen D-Ausdruck als Argument übernimmt und das Ergebnis im Zielpuffer aufzeichnet. Die folgenden Anweisungen sind Beispiele für trace()-Aktionen:
trace(execname); trace(curlwpsinfo->pr_pri); trace(timestamp / 1000); trace(`lbolt); trace("somehow managed to get here");
void tracemem(Adresse, size_t Anzahl-Byte)
Die Aktion tracemem() übernimmt als erstes Argument einen D-Ausdruck, Adresse, und als zweites Argument eine Konstante, Anzahl-Byte. tracemem() kopiert den Speicherinhalt aus der mit Adresse angegebenen Adresse über die mit Anzahl_Byte angegebene Länge in den Zielpuffer.
void printf(string Format, ...)
Wie trace() verfolgt auch die Aktion printf() D-Ausdrücke. printf() ermöglicht jedoch eine gezielte Formatierung im printf(3C)-Stil. Wie bei printf(3C) bestehen die Parameter aus einer Format-Zeichenkette gefolgt von einer variablen Anzahl von Argumenten. Die Argumente werden standardmäßig im Zielpuffer aufgezeichnet. Anschließend werden die Argumente für die Ausgabe durch dtrace(1M) gemäß der angegebenen Format-Zeichenkette formatiert. So ließen sich etwa die ersten zwei Beispiele für trace() unter trace() in einer einzigen printf()-Aktion kombinieren:
printf("execname is %s; priority is %d", execname, curlwpsinfo->pr_pri);
Weitere Informationen zu printf() finden Sie in Kapitel 12Formatierung der Ausgabe.
void printa(Aggregation) void printa(string Format, Aggregation)
Die Aktion printa() dient zum Anzeigen und Formatieren von Aggregaten. Weitere Informationen zu Aggregationen finden Sie in Kapitel 9Aggregate. Wenn kein Format angegeben wird, verfolgt printa() lediglich eine Direktive, eine Anweisung für den DTrace-Verbraucher, die besagt, dass das angegebene Aggregat verarbeitet und im Standardformat angezeigt werden soll. Wenn ein Format angegeben wurde, wird das Aggregat gemäß der Angabe formatiert. Kapitel 12Formatierung der Ausgabe enthält eine ausführlichere Beschreibung der printa()-Formatzeichenkette.
printa() zeichnet nur eine Direktive auf, die besagt, dass das Aggregat vom DTrace-Verbraucher verarbeitet werden soll. Das Aggregat im Kernel wird von der Aktion nicht verarbeitet. Deshalb hängt die Dauer zwischen der Ablaufverfolgung der printa()-Direktive und der tatsächlichen Verarbeitung der Direktive von den die Pufferverarbeitung beeinflussenden Faktoren ab. Bei diesen Faktoren handelt es sich um die Aggregationsfrequenz, die Pufferungsregel und, wenn letztere auf switching gesetzt ist, die Frequenz der Pufferumschaltung. Ausführliche Beschreibungen dieser Faktoren finden Sie in Kapitel 9Aggregate und·Kapitel 11Puffer und Pufferung.
void stack(int Anzahl_Frames) void stack(void)
Die Aktion stack() zeichnet ein Kernel-Stackprotokoll im Zielpuffer auf. Dabei ist die Tiefe des Kernel-Stacks durch Anzahl_Frames vorgegeben. Wenn Anzahl_Frames nicht angegeben ist, werden so viele Stack-Frames aufgezeichnet, wie mit der Option stackframes angegeben wurden. Beispiel:
# dtrace -n uiomove:entry'{stack()}' CPU ID FUNCTION:NAME 0 9153 uiomove:entry genunix`fop_write+0x1b namefs`nm_write+0x1d genunix`fop_write+0x1b genunix`write+0x1f7 0 9153 uiomove:entry genunix`fop_read+0x1b genunix`read+0x1d4 0 9153 uiomove:entry genunix`strread+0x394 specfs`spec_read+0x65 genunix`fop_read+0x1b genunix`read+0x1d4 ... |
Die Aktion stack() unterscheidet sich insofern leicht von anderen Aktionen, als sie auch als Schlüssel für Aggregate eingesetzt werden kann:
# dtrace -n kmem_alloc:entry'{@[stack()] = count()}' dtrace: description 'kmem_alloc:entry' matched 1 probe ^C rpcmod`endpnt_get+0x47c rpcmod`clnt_clts_kcallit_addr+0x26f rpcmod`clnt_clts_kcallit+0x22 nfs`rfscall+0x350 nfs`rfs2call+0x60 nfs`nfs_getattr_otw+0x9e nfs`nfsgetattr+0x26 nfs`nfs_getattr+0xb8 genunix`fop_getattr+0x18 genunix`cstat64+0x30 genunix`cstatat64+0x4a genunix`lstat64+0x1c 1 genunix`vfs_rlock_wait+0xc genunix`lookuppnvp+0x19d genunix`lookuppnat+0xe7 genunix`lookupnameat+0x87 genunix`lookupname+0x19 genunix`chdir+0x18 1 rpcmod`endpnt_get+0x6b1 rpcmod`clnt_clts_kcallit_addr+0x26f rpcmod`clnt_clts_kcallit+0x22 nfs`rfscall+0x350 nfs`rfs2call+0x60 nfs`nfs_getattr_otw+0x9e nfs`nfsgetattr+0x26 nfs`nfs_getattr+0xb8 genunix`fop_getattr+0x18 genunix`cstat64+0x30 genunix`cstatat64+0x4a genunix`lstat64+0x1c 1 ... |
void ustack(int Anzahl_Frames, int strsize) void ustack(int Anzahl_Frames) void ustack(void)
Die Aktion ustack() zeichnet ein Benutzer-Stackprotokoll im Zielpuffer auf. Dabei ist die Tiefe des Benutzer-Stacks durch Anzahl_Frames vorgegeben. Wenn Anzahl_Frames nicht angegeben ist, werden so viele Stack-Frames aufgezeichnet, wie mit der Option ustackframes angegeben wurden. Während ustack() in der Lage ist, die Adresse der aufrufenden Frames zum Zeitpunkt der Prüfpunktauslösung zu ermitteln, werden die Stack-Frames erst in Symbole übersetzt, wenn die Aktion ustack() auf Benutzerebene vom DTrace-Verbraucher verarbeitet wurde. Wenn Größe_Zeichenkette angegeben und nicht Null ist, reserviert ustack() den angegebenen Speicherplatz für die Zeichenkette und nutzt ihn dazu, die Adresse direkt aus dem Kernel in ein Symbol zu übersetzen. Diese direkte Benutzersymbol-Übersetzung ist derzeit nur für Java Virtual Machines der Version 1.5 und höher verfügbar. Die Adress/Symbol-Übersetzung in Java kennzeichnet Benutzer-Stacks, die Java-Frames enthalten, mit der Java-Klasse und dem Methodennamen. Wenn diese Frames nicht übersetzt werden können, erscheinen diese nur als hexadezimale Adressen.
Im nächsten Beispiel wird ein Stack ohne Speicherplatz für die Zeichenkette und folglich ohne Java-Adress/Symbol-Übersetzung verfolgt:
# dtrace -n syscall::write:entry'/pid == $target/{ustack(50, 0); exit(0)}' -c "java -version" dtrace: description 'syscall::write:entry' matched 1 probe java version "1.5.0-beta3" Java(TM) 2 Runtime Environment, Standard Edition (build 1.5.0-beta3-b58) Java HotSpot(TM) Client VM (build 1.5.0-beta3-b58, mixed mode) dtrace: pid 5312 has exited CPU ID FUNCTION:NAME 0 35 write:entry libc.so.1`_write+0x15 libjvm.so`__1cDhpiFwrite6FipkvI_I_+0xa8 libjvm.so`JVM_Write+0x2f d0c5c946 libjava.so`Java_java_io_FileOutputStream_writeBytes+0x2c cb007fcd cb002a7b cb002a7b cb002a7b cb002a7b cb002a7b cb002a7b cb002a7b cb002a7b cb002a7b cb002a7b cb002a7b cb002a7b cb002a7b cb000152 libjvm.so`__1cJJavaCallsLcall_helper6FpnJJavaValue_ pnMmethodHandle_pnRJavaCallArguments_ pnGThread__v_+0x187 libjvm.so`__1cCosUos_exception_wrapper6FpFpnJJavaValue_ pnMmethodHandle_pnRJavaCallArguments_ pnGThread__v2468_v_+0x14 libjvm.so`__1cJJavaCallsEcall6FpnJJavaValue_nMmethodHandle_ pnRJavaCallArguments_pnGThread __v_+0x28 libjvm.so`__1cRjni_invoke_static6FpnHJNIEnv__pnJJavaValue_ pnI_jobject_nLJNICallType_pnK_jmethodID_pnSJNI_ ArgumentPusher_pnGThread__v_+0x180 libjvm.so`jni_CallStaticVoidMethod+0x10f java`main+0x53d |
Beachten Sie, dass die C- und C++-Stack-Frames aus der Java Virtual Machine symbolisch anhand von „verstümmelten“ C++-Symbolnamen und die Java-Stack-Frames nur als hexadezimale Adressen dargestellt werden. Das nächste Beispiel zeigt einen ustack()-Aufruf mit einer Zeichenkettengröße ungleich Null:
# dtrace -n syscall::write:entry'/pid == $target/{ustack(50, 500); exit(0)}' -c "java -version" dtrace: description 'syscall::write:entry' matched 1 probe java version "1.5.0-beta3" Java(TM) 2 Runtime Environment, Standard Edition (build 1.5.0-beta3-b58) Java HotSpot(TM) Client VM (build 1.5.0-beta3-b58, mixed mode) dtrace: pid 5308 has exited CPU ID FUNCTION:NAME 0 35 write:entry libc.so.1`_write+0x15 libjvm.so`__1cDhpiFwrite6FipkvI_I_+0xa8 libjvm.so`JVM_Write+0x2f d0c5c946 libjava.so`Java_java_io_FileOutputStream_writeBytes+0x2c java/io/FileOutputStream.writeBytes java/io/FileOutputStream.write java/io/BufferedOutputStream.flushBuffer java/io/BufferedOutputStream.flush java/io/PrintStream.write sun/nio/cs/StreamEncoder$CharsetSE.writeBytes sun/nio/cs/StreamEncoder$CharsetSE.implFlushBuffer sun/nio/cs/StreamEncoder.flushBuffer java/io/OutputStreamWriter.flushBuffer java/io/PrintStream.write java/io/PrintStream.print java/io/PrintStream.println sun/misc/Version.print sun/misc/Version.print StubRoutines (1) libjvm.so`__1cJJavaCallsLcall_helper6FpnJJavaValue_ pnMmethodHandle_pnRJavaCallArguments_pnGThread __v_+0x187 libjvm.so`__1cCosUos_exception_wrapper6FpFpnJJavaValue_ pnMmethodHandle_pnRJavaCallArguments_pnGThread __v2468_v_+0x14 libjvm.so`__1cJJavaCallsEcall6FpnJJavaValue_nMmethodHandle _pnRJavaCallArguments_pnGThread__v_+0x28 libjvm.so`__1cRjni_invoke_static6FpnHJNIEnv__pnJJavaValue_pnI _jobject_nLJNICallType_pnK_jmethodID_pnSJNI _ArgumentPusher_pnGThread__v_+0x180 libjvm.so`jni_CallStaticVoidMethod+0x10f java`main+0x53d 8051b9a |
Die obige Beispielausgabe veranschaulicht die symbolischen Stack-Frame-Informationen zu Java-Stack-Frames. Dass weiterhin hexadezimale Frames in der Ausgabe enthalten sind, ist darauf zurückzuführen, dass einige Funktionen statisch sind und keine Einträge in der Anwendungssymboltabelle für sie vorliegen. Diese Frames können nicht übersetzt werden.
Die ustack()-Symbolübersetzung für Java-fremde Frames erfolgt nach der Aufzeichnung der Stackdaten. Folglich wird der entsprechende Benutzerprozess möglicherweise beendet, noch bevor die Symbolübersetzung durchgeführt werden kann. Dadurch wird die Stack-Frame-Übersetzung unmöglich. Wenn der Benutzerprozess vor der Symbolübersetzung beendet wird, gibt dtrace eine Warnmeldung wie im nächsten Beispiel, gefolgt von den hexadezimalen Stack-Frames aus:
dtrace: failed to grab process 100941: no such process c7b834d4 c7bca85d c7bca1a4 c7bd4374 c7bc2628 8047efc |
Verfahren zur Linderung dieses Problems werden in Kapitel 33Ablaufverfolgung von Benutzerprozessen beschrieben.
Da schließlich die DTrace-Befehle zur nachträglichen Fehleranalyse (Post-Mortem-Debugging) die Frame-Übersetzung nicht durchführen können, ergibt die Verwendung von ustack() mit der ring-Pufferregel stets unverarbeitete ustack()-Daten.
Das folgende D-Programm zeigt ein Beispiel für eine ustack()-Aktion ohne Angabe von Größe_Zeichenkette:
syscall::brk:entry /execname == $$1/ { @[ustack(40)] = count(); }
Um dieses Beispiel auf den Webbrowser Netscape, .netscape.bin, in Solaris-Standardinstallationen anzuwenden, geben Sie folgenden Befehl ein:
# dtrace -s brk.d .netscape.bin dtrace: description 'syscall::brk:entry' matched 1 probe ^C libc.so.1`_brk_unlocked+0xc 88143f6 88146cd .netscape.bin`unlocked_malloc+0x3e .netscape.bin`unlocked_calloc+0x22 .netscape.bin`calloc+0x26 .netscape.bin`_IMGCB_NewPixmap+0x149 .netscape.bin`il_size+0x2f7 .netscape.bin`il_jpeg_write+0xde 8440c19 .netscape.bin`il_first_write+0x16b 8394670 83928e5 .netscape.bin`NET_ProcessHTTP+0xa6 .netscape.bin`NET_ProcessNet+0x49a 827b323 libXt.so.4`XtAppProcessEvent+0x38f .netscape.bin`fe_EventLoop+0x190 .netscape.bin`main+0x1875 1 libc.so.1`_brk_unlocked+0xc libc.so.1`sbrk+0x29 88143df 88146cd .netscape.bin`unlocked_malloc+0x3e .netscape.bin`unlocked_calloc+0x22 .netscape.bin`calloc+0x26 .netscape.bin`_IMGCB_NewPixmap+0x149 .netscape.bin`il_size+0x2f7 .netscape.bin`il_jpeg_write+0xde 8440c19 .netscape.bin`il_first_write+0x16b 8394670 83928e5 .netscape.bin`NET_ProcessHTTP+0xa6 .netscape.bin`NET_ProcessNet+0x49a 827b323 libXt.so.4`XtAppProcessEvent+0x38f .netscape.bin`fe_EventLoop+0x190 .netscape.bin`main+0x1875 1 ... |
void jstack(int Anzahl_Frames, int Größe) void jstack(int Anzahl_Frames) void jstack(void)
jstack() ist ein Aliasname für ustack(). Dabei gilt als Anzahl der Stack-Frames der mit der Option jstackframes angegebene Wert und als Speicherplatz für die Zeichenkette der mit der Option jstackstrsize angegebene Wert. jstacksize nimmt standardmäßig einen Wert ungleich Null an. Das bedeutet, dass die Verwendung von jstack() einen Stack mit erfolgter Java-Frame-Übersetzung ergibt.