Die Erstellung eines Bereitstellungskonzepts beginnt mit dem Bereitstellungsszenario, das während der Phasen des logischen Konzepts und der technischen Anforderungen des Lösungslebenszyklus erstellt wurde. Das Bereitstellungsszenario umfasst eine logische Architektur und die für die Lösung erforderlichen Dienstqualitätsanforderungen (Quality of Service, QoS). Die in der logischen Architektur identifizierten Komponenten werden für physische Server und andere Netzwerkgeräte zugeordnet, um eine Bereitstellungsarchitektur zu erstellen. Die QoS-Anforderungen dienen als Anhaltspunkte hinsichtlich der Hardwarekonfigurationen in Bezug auf Leistung, Verfügbarkeit, Skalierbarkeit und andere QoS-Spezifikationen in diesem Zusammenhang.
Die Konzipierung der Bereitstellungsarchitektur ist ein von Wiederholungen geprägter Vorgang. Die QoS-Anforderungen werden üblicherweise erneut zurate gezogen und die im Vorfeld festgelegten Konzepte nochmals überprüft. Dabei werden die Wechselbeziehungen der QoS-Anforderungen berücksichtigt und es wird versucht, ein Gleichgewicht zwischen dem so genannten Tradeoff und den Gesamtkosten zu erzielen, um so letzlich über eine optimale Lösung zu verfügen, die den Geschäftszielen des Projekts gerecht wird.
Die Projektgenehmigung erfolgt während der Bereitstellungskonzeptphase, üblicherweise nach der Erstellung der Bereitstellungsarchitektur. Die geschätzten realen Bereitstellungskosten werden anhand der Bereitstellungsarchitektur und gegebenenfalls anhand der nachfolgend beschriebenen Implementierungsspezifikationen ermittelt und den Interessengruppen zur Genehmigung vorgelegt. Im Anschluss an die Projektgenehmigung werden Verträge hinsichtlich des Bereitstellungsabschlusses unterzeichnet und es werden die Ressourcen erworben und zugeordnet, die zur Implementierung des Projekts erforderlich sind.
In der Bereitstellungskonzeptphase werden möglicherweise folgende Spezifikationen und Pläne ausgearbeitet:
Bereitstellungsarchitektur. Eine Architektur auf hoher Ebene, aus der die Zuordnung einer logischen Architektur zu einer physischen Umgebung hervorgeht. Die physische Umgebung umfasst die Computerknoten in einer Intranet- bzw. Internetumgebung, Prozessoren, Speicher, Speichergeräte sowie weitere Hardware und Netzwerkgeräte.
Implementierungsspezifikationen. Detaillierte Spezifikationen, die zur Erstellung der Bereitstellung herangezogen werden. Aus diesen Spezifikationen geht hervor, welche Computer- und Netzwerkhardware erforderlich ist. Außerdem wird hier das Netzwerklayout für die Bereitstellung erläutert. Zu den Implementierungsspezifikationen zählen Directory Services (Verzeichnisdienste), einschließlich Details zu Spezifikationen für einen Verzeichnisinformationsbaum (Directory Information Tree, DIT) sowie der für den Verzeichniszugriff definierten Gruppen und Rollen.
Implementierungspläne. Eine Reihe von Plänen, die unterschiedliche Aspekte der Implementierung einer Unternehmenssoftwarelösung abdecken. Zu den Implementierungsplänen zählen:
Migrationsplan. Erläutert die Strategien und Vorgänge zur Migration von Unternehmensdaten und zur Aufrüstung von Unternehmenssoftware. Die migrierten Daten müssen den Formaten und Standards der neu installierten Unternehmensanwendungen entsprechen. Voraussetzung für die Interoperabilität ist, dass von sämtlicher Unternehmenssoftware die richtige Version vorliegt.
Installationsplan. Dieser Plan wird von der Bereitstellungsarchitektur abgeleitet und gibt Servernamen, Installationsverzeichnis, Installationsreihenfolge, Installationstypen für die einzelnen Knoten sowie die Konfigurationsinformationen an, die für die Installation und Konfiguration einer verteilten Bereitstellung erforderlich sind.
Benutzerverwaltungsplan. Umfasst Migrationsstrategien für Daten in bestehenden Verzeichnissen und Datenbanken, Spezifikationen zum Verzeichniskonzept, die das in der Bereitstellungsarchitektur angegebene Kontoreplikationskonzept berücksichtigen, sowie Vorgehensweisen zur Bereitstellung neuer Inhalte für Verzeichnisse.
Testplan. Beschreibt Verfahren zum Testen der bereitgestellten Software, einschließlich spezifischer Pläne für die Bereitstellung von Prototyp- und Pilotimplementierungen, Belastungstests, bei denen die Fähigkeit zur Handhabung der geplanten Auslastung ermittelt wird sowie Funktionstests, mit denen überprüft wird, ob der Betrieb erwartungsgemäß verläuft.
Roll-out-Plan. Beschreibt die Vorgehensweisen sowie den Terminplan für die Implementierung aus einer Plan- und Testumgebung in eine Produktionsumgebung. Im Normalfall erfolgt die Implementierung in eine Produktionsumgebung in mehreren Phasen. Die erste Phase kann beispielsweise die Bereitstellung der Software für eine kleine Gruppe von Benutzern sein. Dann wird mit jeder weiteren Phase die Benutzeranzahl erhöht, bis die Bereitstellung komplett abgeschlossen ist. Bei der phasenweisen Implementierung kann auch die zeitlich festgelegte Implementierung bestimmter Softwarepakete erfolgen, bis die Bereitstellung komplett abgeschlossen ist.
Wiederherstellungsplan. Beschreibt, wie das System nach unerwarteten Gesamtausfällen wiederhergestellt werden kann. Der Wiederherstellungsplan sieht sowohl Vorgehensweisen für Ausfälle großen als auch kleinen Ausmaßes vor.
Betriebsplan (Run Book (Ausführungsbuch)). Ein Handbuch mit Vorgängen, in denen Überwachungs-, Wartungs-, Installations- und Aufrüstungsverfahren beschrieben werden.
Schulungsbuch. Enthält Vorgänge und Vorgehensweisen zur Schulung von Administratoren und Endbenutzern für die Verwendung der neu installierten Software.
Die Entscheidungen, die Sie in der Bereitstellungskonzeptphase treffen, werden von mehreren Faktoren beeinflusst. Berücksichtigen Sie folgende Schlüsselfaktoren:
Logische Architektur. In der logischen Architektur werden die Dienste in einer geplanten Lösung detailliert erläutert; außerdem wird auf die Wechselbeziehung zwischen den Komponenten eingegangen, die diese Dienste zur Verfügung stellen. Verwenden Sie die logische Architektur als Anhaltspunkt dafür, wie Dienste optimal verteilt werden können. Ein Bereitstellungsszenario umfasst die logische Architektur sowie die Anforderungen hinsichtlich der Dienstqualität (siehe nachfolgende Beschreibung).
Dienstqualitätsanforderungen. Anhand der Anforderungen an die Dienstqualität (Quality of Service, QoS) werden unterschiedliche Aspekte des Betriebs einer Lösung angegeben. Verwenden Sie die QoS-Anforderungen, um Strategien auszuarbeiten, mit denen Leistung, Verfügbarkeit, Skalierbarkeit, Wartungseignung sowie andere Ziele in Bezug auf die Dienstqualität erreicht werden können. Ein Bereitstellungsszenario umfasst die (zuvor beschriebene) logische Architektur sowie die Anforderungen hinsichtlich der Dienstqualität.
Anwendungsanalyse. Die Anwendungsanalyse, die in der Phase der technischen Anforderungen im Lösungszyklus erstellt wurde, gibt Aufschluss über Anwendungsmuster, mit deren Hilfe sich Auslastung und Belastung in einem bereitgestellten System einschätzen lassen. Nutzen Sie die Anwendunganalyse, um leistungsbezogene Engpässe zu isolieren und Strategien zur Erfüllung von QoS-Anforderungen auszuarbeiten.
Anwendungsfälle. In Anwendungsfällen, die in der Phase der technischen Anforderungen im Lösungslebenszyklus erstellt wurden, werden eindeutige Benutzerinteraktionen aufgeführt, die für eine Bereitstellung identifiziert wurden. Oft werden hierbei die gängigsten Anwendungsfälle identifiziert. Obwohl die Anwendungsfälle Bestandteil der Anwendungsanalyse sind, empfiehlt es sich, bei der Bewertung eines Bereitstellungskonzepts die Anwendungsfälle zurate zu ziehen, um sicherzustellen, dass die entsprechenden Probleme richtig angegangen werden.
Vereinbarungen auf Dienstebene. In einer Vereinbarung auf Dienstebene (Service Level Agreement, SLA) werden die leistungsbezogenen Mindestanforderungen angegeben. Hieraus geht ebenfalls hervor, auf welcher Ebene und in welchem Umfang Kundenunterstützung vonnöten ist, wenn diese Anforderungen nicht erfüllt werden. Die in einer Vereinbarung auf Dienstebene angegebenen Leistungsanforderungen sollten von einem Bereitstellungskonzept problemlos erfüllt werden können.
Gesamtkosten. Bei der Ausarbeitung des Bereitstellungskonzepts analysieren Sie potenzielle Lösungen, die sich u. a. auf die Verfügbarkeits-, Leistungs- und Skalierungsaspekte der QoS-Anforderungen beziehen. Bei jeder in Betracht gezogenen Lösung müssen jedoch auch die Kosten dieser Lösung sowie die Auswirkung dieser Lösung auf die Gesamtkosten berücksichtigt werden. Ziehen Sie in jedem Fall den Tradeoff Ihrer Beziehung in Betracht und stellen Sie sicher, dass Ihre Ressourcen so optimiert wurden, dass die Geschäftsanforderungen innerhalb der Unternehmensgrenzen erfüllt werden.
Geschäftsziele. Geschäftsziele werden während der Phase der Geschäftsanalyse des Lösungszyklus festgelegt; hierzu zählen die Geschäftsanforderungen sowie die unternehmerischen Einschränkungen, die bei der Erfüllung dieser Ziele beachtet werden müssen. Das Bereitstellungskonzept wird letzlich anhand seiner Fähigkeit zur Erfüllung der Geschäftsziele beurteilt.