Systemverwaltungshandbuch: IP Services

Automatische 6to4-Tunnel

Oracle Solaris bietet 6to4-Tunnel als bevorzugte Zwischenlösung für den Übergang von der IPv4- zur IPv6-Adressierung. Mit 6to4-Tunneln können isolierte IPv6-Standorte durch einen automatischen Tunnel über ein IPv4-Netzwerk, das IPv6 nicht unterstützt, miteinander kommunizieren. Zum Verwenden von 6to4-Tunneln müssen Sie einen Grenzrouter in Ihrem IPv6-Netzwerk als einen Endpunkt eines automatischen 6to4-Tunnels konfigurieren. Dann kann der 6to4-Router an einem Tunnel zu einem anderen IPv6-Standort, oder, falls erforderlich, mit einem nativen IPv6-, nicht-6to4-Standort teilnehmen.

In diesem Abschnitt finden Sie Referenzen zu den folgenden 6to4-bezogenen Themen:

In der folgenden Tabelle sind zusätzliche Aufgaben zum Konfigurieren von 6to4-Tunneln aufgeführt, sowie Ressourcen zur Beschaffung weiterer hilfreicher Informationen.

Aufgabe oder Detail 

Weitere Informationen 

Aufgaben bei der Konfiguration eines 6to4-Tunnels 

So konfigurieren Sie einen 6to4-Tunnel

6to4-bezogene RFC 

RFC 3056, „Connection of IPv6 Domains via IPv4 Clouds“

Ausführliche Informationen zum 6to4relay-Befehl, der die Unterstützung von Tunneln zu einem 6to4-Relay-Router ermöglicht

6to4relay(1M)

6to4-Sicherheitsaspekte 

Security Considerations for 6to4

Topologie eines 6to4-Tunnels

Ein 6to4-Tunnel bietet IPv6-Konnektivität zu allen 6to4-Standorten weltweit. Entsprechend funktioniert der Tunnel auch als eine Verbindung zu allen IPv6-Standorten (einschließlich dem nativen IPv6-Internet), vorausgesetzt, der Tunnel ist zum Weiterleiten an einen Relay-Router konfiguriert. Die folgende Abbildung zeigt, wie ein 6to4-Tunnel diese Konnektivität zwischen zwei 6to4-Standorten bereitstellt.

Abbildung 11–6 Tunnel zwischen zwei 6to4-Standorten

Die Abbildung zeigt einen 6to4-Tunnel, der im folgenden Kontext beschrieben wird.

Die Abbildung zeigt zwei voneinander isolierte 6to4-Netzwerke, Standort A und Standort B. Jeder Standort ist mit einem Router konfiguriert, der über eine externe Verbindung zu einem IPv4-Netzwerk verfügt. Ein 6to4-Tunnel durch das IPv4-Netzwerk stellt eine Verbindung zu 6to4-Standorten bereit.

Bevor ein IPv6-Standort zu einem 6to4-Standort werden kann, muss mindestens eine Router-Schnittstelle zur Unterstützung von 6to4 konfiguriert werden. Diese Schnittstelle muss die externe Verbindung mit dem IPv4-Netzwerk bieten. Die Adresse, die Sie auf qfe0 konfigurieren, muss global einmalig sein. In dieser Abbildung stellt die Schnittstelle qfe0 des Grenzrouters A die Verbindung von Standort A mit dem IPv4-Netzwerk her. Die Schnittstelle qfe0 muss bereits mit einer IPv4-Adresse konfiguriert worden sein, bevor Sie qfe0 als eine 6to4-Pseudoschnittstelle konfigurieren.

In der Abbildung besteht der 6to4-Standort A aus zwei Teilnetzen, die über die Schnittstellen hme0 und hme1 auf Router A verbunden sind. Alle IPv6-Hosts in einem der Teilnetze von Standort A werden nach dem Empfang der Advertisement-Nachricht von Router A automatisch mit 6to4-abgeleiteten Adressen neu konfiguriert.

Standort B ist ein weiterer isolierter 6to4-Standort. Um Datenverkehr korrekt von Standort A zu empfangen, muss ein Grenzrouter an Standort B zur 6to4-Unterstützung konfiguriert sein. Andernfalls werden die Pakete, die der Router von Standort A empfängt, nicht erkannt und abgeworfen.

Paketfluss durch den 6to4-Tunnel

In diesem Abschnitt wird der Paketfluss von einem Host an einem 6to4-Standort zu einem Host an einem remoten 6to4-Standort beschrieben. Das Szenario verwendet die in Abbildung 11–6 gezeigte Topologie. Darüber hinaus wird bei diesem Szenario davon ausgegangen, dass die 6to4-Router und die -Hosts bereits konfiguriert sind.

  1. Ein Host im Teilnetz 1 des 6to4-Standorts A sendet eine Übertragung mit einem Host am 6to4-Standort B als Ziel. Jeder Paket-Header enthält eine 6to4-abgeleitete Quelladresse und eine 6to4-abgeleitete Zieladresse.

  2. Der Router an Standort A kapselt jedes 6to4-Datenpaket in einen IPv4-Header ein. In diesem Prozess stellt der Router die IPv4-Zieladresse des eingekapselten Headers auf die Routeradresse von Standort B ein. Bei jedem IPv6-Paket, das durch die Tunnelschnittstelle fließt, enthält die IPv6-Zieladresse des Pakets auch die IPv4-Zieladresse. Daher kann der Router die IPv4-Zieladresse feststellen, die im einkapselnden Header eingestellt ist. Dann verwendet der Router standardmäßige IPv4-Routing-Verfahren, um das Paket über das IPv4-Netzwerk weiterzuleiten.

  3. Alle IPv4-Router, die die Pakete durchlaufen, verwenden die IPv4-Zieladresse des Pakets zur Weiterleitung. Diese Adresse ist die global einmalige IPv4-Adresse der Schnittstelle auf Router B, die auch als 6to4-Pseudoschnittstelle dient.

  4. Pakete von Standort A treffen bei Router B ein, der die IPv6-Pakete aus den IPv4-Headern entkapselt.

  5. Router B verwendet dann die Zieladresse im IPv6-Paket, um die Pakete an den Empfangshost an Standort B weiterzuleiten.

Sicherheitsbetrachtungen bei Tunneln zu einem 6to4-Relay-Router

6to4-Relay-Router fungieren als Tunnelendpunkte von 6to4-Routern, die mit nativen IPv6-, nicht-6to4-Netzwerken kommunizieren müssen. Relay-Router sind im Wesentlichen Brücken zwischen einem 6to4-Standort und nativen IPv6-Standorten. Da diese Lösung extrem unsicher ist, aktiviert Oracle Solaris standardmäßig keine Unterstützung für 6to4-Relay-Router. Falls für Ihren Standort ein solcher Tunnel erforderlich ist, können Sie den Befehl 6to4relay verwenden, um das folgende Tunneling-Szenario zu verwirklichen.

Abbildung 11–7 Tunnel von einem 6to4-Standort zu einem 6to4-Relay-Router

Die Abbildung zeigt einen Tunnel zwischen einem 6to4-Router und einem 6to4-Relay-Router. Die Abbildung wird in dem folgenden Text beschrieben.

In Abbildung 11–7 muss der 6to4-Standort A mit einem Knoten am nativen IPv6-Standort B kommunizieren. Die Abbildung zeigt den Pfad des Datenverkehrs von Standort A über einen 6to4-Tunnel durch ein IPv4-Netzwerk. Der Tunnel hat den 6to4-Router A und einen 6to4-Relay-Router als Endpunkte. Hinter dem 6to4-Relay-Router befindet sich das IPv6-Netzwerk, mit dem IPv6-Standort B verbunden ist.

Paketfluss zwischen einem 6to4-Standort und einem nativen IPv6-Standort

In diesem Abschnitt wird der Paketfluss von einem 6to4-Standort zu einem nativen IPv6-Standort beschrieben. Das Szenario verwendet die in Abbildung 11–7 gezeigte Topologie.

  1. Der Host am 6to4-Standort A sendet eine Übertragung, die einen Host am nativen IPv6-Standort B als Ziel angibt. Jeder Paket-Header weist eine 6to4-abgeleitete Adresse als Quelladresse auf. Die Zieladresse ist eine standardmäßige IPv6-Adresse.

  2. Der 6to4-Router an Standort A kapselt jedes Paket in einen IPv4-Header ein, der die IPv4-Adresse des 6to4-Relay-Routers als Ziel angibt. Der 6to4-Router verwendet standardmäßige IPv4-Routing-Verfahren, um das Paket über das IPv4-Netzwerk weiterzuleiten. Alle IPv4-Router, die die Pakete durchlaufen, leiten die Pakete an den 6to4-Relay-Router weiter.

  3. Der nächste Anycast 6to4-Relay-Router zu Standort A empfängt die Pakete für die Anycast-Gruppe 192.88.99.1.


    Hinweis –

    6to4-Relay-Router sind Teil der 6to4-Relay-Router Anycast-Gruppe mit der IP-Adresse 192.88.99.1 . Diese Anycast-Adresse ist die Standardadresse für 6to4-Relay-Router. Wenn Sie einen bestimmten 6to4-Relay-Router verwenden müssen, können Sie die Standardeinstellung überschreiben und die IPv4-Adresse des Routers angeben.


  4. Der Relay-Router entkapselt den IPv4-Header von den 6to4-Paketen und legt dabei die native IPv6-Zieladresse frei.

  5. Dann sendet der Relay-Router die IPv6-Pakete (jetzt nur IPv6) an das IPv6 Netzwerk weiter, in dem die Pakete letztlich von einem Router an Standort B empfangen werden. Der Router leitet die Pakete dann an den IPv6-Zielknoten weiter.