Sun Cluster Konzepthandbuch für Solaris OS

Lastausgleichsverfahren

Der Lastausgleich verbessert die Leistung der Scalable-Dienste sowohl bei der Antwortzeit als auch beim Durchsatz.

Es gibt zwei Klassen von Scalable-Datendiensten: reine und sticky. Ein reiner Dienst ist ein Dienst, bei dem jede Instanz Client-Anforderungen beantworten kann. Ein Sticky-Dienst ist ein Dienst, bei dem ein Client Anforderungen an dieselbe Instanz sendet. Diese Anforderungen werden nicht an andere Instanzen umgeleitet.

Ein reiner Dienst verwendet ein gewichtetes Lastausgleichsverfahren. Bei diesem Lastausgleichsverfahren werden Client-Anforderungen standardmäßig gleichmäßig auf die Serverinstanzen im Cluster verteilt. Angenommen, jeder Knoten in einem Drei-Knoten-Cluster hat eine Gewichtung von 1. Jeder Knoten bedient 1/3 der Anforderungen aller beliebigen Clients im Auftrag des Dienstes. Gewichtungen können jederzeit vom Verwalter über die scrgadm(1M)-Befehlsschnittstelle oder über die GUI von SunPlex-Manager geändert werden.

Ein Sticky-Dienst hat zwei Typen, normal-sticky und Platzhalter-Sticky. Mit Sticky-Diensten können Sitzungen auf Anwendungsebene gleichzeitig über mehrere TCP-Verbindungen ausgeführt werden, um den Zustandsspeicher (Anwendungssitzungszustand) gemeinsam zu nutzen.

Mit normalen Sticky-Diensten kann ein Client den Zustand zwischen mehreren gleichzeitigen TCP-Verbindungen teilen. Der Client wird als “sticky” bezeichnet, weil die Serverinstanz einen einzigen Port abhört. Der Client hat die Sicherheit, dass alle seine Anforderungen an dieselbe Serverinstanz gehen. Voraussetzung hierfür ist, dass die Instanz aktiv und zugänglich bleibt und das Lastausgleichsverfahren nicht geändert wird, solange der Dienst online ist.

Ein Webbrowser auf dem Client stellt zum Beispiel mithilfe von drei verschiedenen TCP-Verbindungen eine Verbindung mit einer gemeinsam genutzten IP-Adresse an Port 80 her, aber die Verbindungen tauschen zwischengespeicherte Sitzungsinformationen mit dem Dienst aus.

Eine Verallgemeinerung eines Sticky-Verfahrens erstreckt sich auf mehrere Scalable-Dienste, die im Hintergrund Sitzungsinformationen bei derselben Instanz austauschen. Wenn diese Dienste im Hintergrund Sitzungsinformationen bei derselben Instanz austauschen, wird der Client als “sticky” bezeichnet, weil mehrere Serverinstanzen auf demselben Knoten unterschiedliche Ports abhören.

Ein E-Commerce-Kunde füllt seinen Einkaufskorb zum Beispiel mit Artikeln und verwendet das normale HTTP an Port 80, wechselt dann jedoch zum Senden sicherer Daten mit SSL auf Port 443, um die Artikel im Einkaufskorb mit Kreditkarte zu bezahlen.

Platzhalter-Sticky-Dienste verwenden dynamisch zugewiesene Port-Nummern, erwarten jedoch trotzdem, dass die Client-Anforderungen an denselben Knoten geleitet werden. Der Client ist in Bezug auf dieselbe IP-Adresse “Sticky-Platzhalter” bei den Ports.

Ein gutes Beispiel dieses Verfahrens ist der passive FTP-Modus. Ein Client stellt an Port 21 eine Verbindung mit einem FTP-Server her und wird vom Server angewiesen, eine neue Verbindung mit einem Listener-Port-Server im dynamischen Port-Bereich herzustellen. Alle Anforderungen an diese IP-Adresse werden an denselben Knoten weitergeleitet, den der Server dem Client mit den Steuerinformationen angegeben hat.

Beachten Sie, dass das gewichtete Lastausgleichsverfahren für jedes dieser Sticky-Verfahren standardmäßig gültig ist, so dass die ursprüngliche Client-Anforderung an die vom Lastausgleich vorgegebene Instanz geleitet wird. Nachdem der Client eine Affinität zum Knoten mit der ausgeführten Instanz aufgebaut hat, werden zukünftige Anforderungen an diese Instanz geleitet, solange der Knoten zugänglich ist und das Lastausgleichsverfahren nicht geändert wird.

Weitere Details zu spezifischen Lastausgleichsverfahren werden nachstehend erläutert.