Solaris CDE: Benutzerhandbuch für Fortgeschrittene und Systemverwalter

Lokale und Netzwerkanzeigen verwalten

Abbildung 1-1 zeigt eine mögliche Konfiguration des Anmeldeservers.

Abbildung 1-1 Mögliche Konfiguration des Anmeldeservers

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Die Prozeß-ID des Anmeldeservers ermitteln

Standardmäßig wird die Prozeß-ID des Anmeldeservers in der Datei /var/dt/Xpid gespeichert.

Soll eine andere Datei verwendet werden, ändern Sie die Ressource Dtlogin.pidFile in der Konfigurationsdatei Xconfig. Wird eine Änderung vorgenommen, muß das angegebene Verzeichnis beim Starten des Anmeldeservers bereits existieren.

Kopieren Sie dazu die Datei Xconfig aus /usr/dt/config in das Verzeichnis /etc/dt/config. Nehmen Sie die gewünschten Änderungen in /etc/dt/config/Xconfig vor, und veranlassen Sie anschließend den Anmeldeserver mit dem folgenden Befehl, die Datei Xconfig neu zu lesen:

/usr/dt/bin/dtconfig -reset

Dadurch wird der Befehl kill -HUP Anmeldeserver_Prozeß _ID aufgerufen.

Soll die Prozeß-ID des Anmeldeservers beispielsweise in der Datei /var/myservers/Dtpid gespeichert werden, nehmen Sie folgende Zeile in die Datei Xconfig auf:

Dtlogin.pidFile: /var/myservers/Dtpid

Nach dem Neustarten des Anmeldeservers wird seine Prozeß-ID in der Datei /var/myservers/Dtpid gespeichert. Das Verzeichnis /var/myservers muß bereits vorhanden sein.

Eine Anmeldeanzeige auf einem lokalen Bildschirm anzeigen

Beim Starten ermittelt der Anmeldeserver in der Datei Xservers , ob ein X-Server gestartet werden muß sowie ob und wie Anmeldeanzeigen auf lokalen und Netzwerkbildschirmen angezeigt werden sollen.

Um die Datei Xservers zu ändern, kopieren Sie sie aus /usr/dt/config in das Verzeichnis /etc/dt/config. Nehmen Sie die Änderungen in /etc/dt/config/Xservers vor, und weisen Sie den Server durch folgenden Befehl an, Xservers erneut zu lesen:

/usr/dt/bin/dtconfig -reset

Dadurch wird der Befehl kill -HUP Anmeldeserver_Prozeß _ID ausgeführt.

Die Zeilen in der Datei Xservers müssen im folgenden Format angegeben werden:

Anzeigename Anzeigeklasse Anzeigetyp X_Server_Befehl

Die Argumente haben folgende Bedeutung:

Anzeigename - Der für die Verbindung mit dem X-Server zu verwendende Verbindungsname (:0 im folgenden Beispiel). Der Wert * (Sternchen) wird zu Hostname:0 erweitert. Der angegebene Wert muß mit der Verbindungsnummer im Argument X_Server_Befehl übereinstimmen.

Anzeigeklasse - Spezifische Ressourcen für die Anzeige (im folgenden Beispiel Local).

Anzeigetyp - Dieses Argument gibt an, ob eine lokale oder eine Netzwerkanzeige vorliegt und wie die Option 'Befehlszeilenanmeldung' in der Anmeldeanzeige verwaltet wird (local@console im folgenden Beispiel).

X_Server_Befehl - Die Befehlszeile, Verbindungsnummer und andere Optionen, die der Anmeldeserver zum Starten des X-Servers verwendet (im folgenden Beispiel /usr/bin/X11/X: 0). Die Verbindungsnummer muß mit dem in Anzeigename angegebenen Wert übereinstimmen.

Die Standardzeile in Xservers sieht ungefähr folgendermaßen aus:

:0 Local local@console /usr/bin/X11/X :0 

Den Anmeldeserver ohne lokale Anzeige ausführen

Besitzt das Anmeldeserversystem keine Grafikanzeige, können Sie den Anmeldeserver auch ohne lokale Anzeige starten, indem Sie die Zeile für die lokale Anzeige in der Datei Xservers mit einem # -Zeichen auskommentieren. Ein Beispiel:

# :0 Local local@console /usr/bin/X11/X :0

Der Server läuft dann nach dem Start als Hintergrundprozeß und wartet auf Anforderungen von Netzwerkanzeigen.

Auf die Befehlszeilenanmeldung in einer lokalen Anzeige zugreifen

Wählt der Benutzer in der Anmeldeanzeige die Option 'Befehlszeilenanmeldung', beendet der Anmeldeserver vorübergehend den X-Server und ermöglicht auf einem grafikfähigen Terminal den Zugriff auf die herkömmliche Anmeldung in der Befehlszeile. Nachdem sich der Benutzer an- und wieder abgemeldet hat bzw. nach einer definierten Zeitüberschreitung startet der Anmeldeserver den X-Server neu.


Hinweis -

Auf Netzwerkanzeigen ist die Option 'Befehlszeilenanmeldung' nicht verfügbar.


Das Argument Anzeigetyp steuert die Funktionsweise der Option 'Befehlszeilenanmeldung'. Das Format von Anzeigetyp lautet:

Wird der Wert local@Anzeige_Terminalgerät angegeben, sucht der Anmeldeserver den X-Server und /dev/Anzeige_Terminalgerät auf demselben physischen Gerät und setzt voraus, daß eine Befehlszeilenanmeldung (normalerweise getty) auf dem Gerät ausgeführt wird. Wählt der Benutzer 'Befehlszeilenanmeldung', wird der X-Server beendet und ermöglicht den Zugriff auf die Befehlszeilenanmeldung ( getty), die auf /dev/Anzeige_Terminalgerät ausgeführt wird.

Die Option 'Befehlszeilenanmeldung' kann für eine Anzeige deaktiviert werden, indem der Wert none als Anzeige_Terminalgerät angegeben wird. Der Standardwert für Anzeige_Terminalgerät ist console. Wird der Wert local angegeben, erhält Anzeige_Terminalgerät automatisch den Standardwert console. Bei Angabe von foreign wird die Option 'Befehlszeilenanmeldung' deaktiviert.


Hinweis -

Die Option 'Befehlszeilenanmeldung' ist auf einer lokalen Anzeige deaktiviert, wenn der Anmeldeserver von der Befehlszeile aus gestartet wird.


Eine zeichenorientierte Anzeige anpassen

Verfügt das Anmeldeserversystem über eine direkt angeschlossene Zeichenanzeige als Konsole, sollte Anzeige_Terminalgerät auf none gesetzt werden, damit die Option 'Befehlszeilenanmeldung' auf einer grafikfähigen Anmeldeanzeige deaktiviert wird.

Sie können aber auch Anzeige_Terminalgerät auf der Grafikanzeige in das Gerät für die Befehlszeilenanmeldung (getty) ändern, wenn dieses auf der Zeichenkonsole und der Grafikanzeige ausgeführt wird.

Befindet sich beispielsweise die Befehlzeilenanmeldung für die Grafikanzeige (getty) auf dem Gerät /dev/tty01 , ändern Sie den Wert von Anzeigetyp in local@tty01.

Eine Anmeldeanzeige auf einer Netzwerkanzeige anzeigen

Der Anmeldeserver kann Anforderungen von Netzwerkanzeigen zur Anzeige eines Anmeldefensters entgegennehmen. Die Netzwerkanzeige ist normalerweise ein X-Terminal, kann aber auch eine Workstation sein.

Um Anforderungen von Netzwerkanzeigen zu verwalten, unterstützt der Anmeldeserver das Protokoll XDMCP (X Display Manager Protocol) 1.0. Es ermöglicht dem Server, die Anforderungen anzunehmen oder abzulehnen. Bei den meisten X-Terminals ist XDMCP integriert.

Direkte XDMCP-Anforderungen von Netzwerkanzeigen

Wird ein X-Terminal dazu konfiguriert, XDMCP direkt zu verwenden (Abfragemodus), wird dem X-Terminal der Hostname des Anmeldeserversystems mitgeteilt. Das X-Terminal nimmt dann beim Starten automatisch Kontakt mit dem Anmeldeserver auf, und dieser zeigt ein Anmeldefenster auf dem X-Terminal an. In der Dokumentation des X-Terminals wird beschrieben, wie das Terminal für den XDMCP-Direktmodus konfiguriert werden kann.

Die meisten X-Server unterstützen auch die Option -query . In diesem Modus verhält sich der X-Server wie ein X-Terminal; er stellt einen direkten Kontakt zum Anmeldeserver her und sendet an diesen die Anforderung, ein Anmeldefenster anzuzeigen. Wird beispielsweise der X-Server auf einer Grafikanzeige auf der Workstation bridget gestartet, zeigt der Anmeldeserver anita ein Anmeldefenster auf dem X-Server an:

X -query anita

Indirekte XDMCP-Anforderungen der Netzwerkanzeige

Wird ein X-Terminal konfiguriert, XDMCP indirekt zu verwenden, wird dem X-Terminal der Hostname des Anmeldeserversystems mitgeteilt. Das X-Terminal stellt dann beim Starten automatisch Kontakt mit dem Anmeldeserver her, und dieser zeigt in einem Auswahlfenster eine Liste der anderen Anmeldeserver-Hosts im Netzwerk an. Der Benutzer kann aus der Liste den Host wählen, der ihm ein Anmeldefenster auf dem X-Terminal anzeigen soll. In der Dokumentation des X-Terminals wird beschrieben, wie das Terminal für den indirekten XDMCP-Modus konfiguriert werden kann.

Die meisten X-Server unterstützen die Option -indirect . Damit stellt der X-Server im indirekten XDMCP-Modus einen Kontakt zum Anmeldeserver her.

Netzwerkanzeigen verwalten, die XDMCP nicht unterstützen

Ältere X-Terminals unterstützen möglicherweise XDMCP nicht. Damit der Anmeldeserver eine Anmeldeanzeige auf diesen Terminals anzeigen kann, muß der Name des X-Terminals in die Datei Xservers aufgenommen werden.

Da sich die Anzeige in einem Netzwerk befindet, muß Anzeigename den Hostnamen als Namenskomponente enthalten. Mit Anzeigeklasse können spezifische Ressourcen einer bestimmten Klasse von X-Terminals angegeben werden. Die Anzeigeklasse des X-Terminals können Sie der zugehörigen Dokumentation entnehmen. Der Anzeigetyp foreign weist den Anmeldeserver an, keinen eigenen X-Server zu starten, sondern eine Verbindung zu einem vorhandenen X-Server herzustellen. In diesem Fall wird X_Server_Befehl nicht angegeben.

Beispiel

Durch die folgenden Zeilen in der Datei Xservers zeigt der Anmeldeserver eine Anmeldeanzeige auf den beiden X-Terminals ruby und wolfie:

ruby.blackdog.com:0 AcmeXsta foreign 
wolfie:0 PandaCo foreign

Den Zugriff auf den Anmeldeserver steuern

Standardmäßig kann jeder Host im Netzwerk, der Zugriff auf den Anmeldeserver-Host hat, die Anzeige eines Anmeldefensters anfordern. Der Zugriff auf den Anmeldeserver kann durch Ändern der Datei Xaccess eingeschränkt werden.

Um die Datei Xaccess zu ändern, kopieren Sie sie aus /usr/dt/config in das Verzeichnis /etc/dt/config. Nehmen Sie die gewünschten Änderungen in /etc/dt/config/Xaccess vor, und weisen Sie anschließend den Anmeldeserver durch folgenden Befehl an, die Datei erneut zu lesen:

/usr/dt/bin/dtconfig -reset

Dadurch wird der Befehl kill -HUP Anmeldeserver_Prozeß_ID ausgeführt.

Direkter XDMCP-Modus

Versucht ein Host, im direkten XDMCP-Modus eine Verbindung mit dem Anmeldeserver herzustellen, wird der Hostname mit den Einträgen in der Datei Xaccess verglichen. In dieser Datei sind die Hosts aufgeführt, die auf den Anmeldeserver zugreifen dürfen. Jeder Eintrag in Xaccess ist ein Hostname, einschlieálich der die Platzhalterzeichen * (Sternchen) und ? (Fragezeichen). Ein * (Sternchen) entspricht keinem oder mehreren Zeichen und ein ? (Fragezeichen) einem beliebigen Zeichen. Wird ein ! (Ausrufezeichen) angegeben, ist dem betreffenden Host der Zugriff nicht gestattet. Kein Zeichen bedeutet, der Zugriff ist gestattet.

Ein Beispiel: Die Datei Xaccess enthält die folgenden drei Einträge:

amazon.waterloo.com
 *.dept5.waterloo.com
 !*

Der erste Eintrag erlaubt dem Host amazon.waterloo.com den Zugriff auf den Anmeldeserver, der zweite allen Hosts, deren Domain-Name mit dept5.waterloo.com endet, und der letzte Eintrag verweigert allen anderen Hosts den Zugriff.

Indirekter XDMCP-Modus

Versucht ein Host, im indirekten XDMCP-Modus eine Verbindung mit dem Anmeldeserver herzustellen, wird der Hostname mit den Einträgen in der Datei Xaccess verglichen. In dieser Datei sind die Hosts aufgeführt, die auf den Anmeldeserver zugreifen dürfen. Die Einträge in Xaccess entsprechen den Einträgen für den direkten XDMCP-Modus (einschließlich Platzhalterzeichen), werden aber zusätzlich mit der Zeichenfolge CHOOSER gekennzeichnet. Ein Beispiel:

amazon.waterloo.com   CHOOSER BROADCAST
 *.dept5.waterloo.com  CHOOSER BROADCAST
 !*		CHOOSER BROADCAST

Wie im vorhergehenden Beispiel erlaubt der erste Eintrag dem Host amazon.waterloo.com den Zugriff auf den Anmeldeserver, der zweite allen Hosts, deren vollständiger Domain-Name mit dept5.waterloo.com endet, und der letzte Eintrag verweigert allen anderen Hosts den Zugriff.

Eine der folgenden Angaben steht nach der Zeichenfolge CHOOSER.

BROADCAST bewirkt, daß der Anmeldeserver eine Nachricht an alle Systeme seines Teilnetzwerks sendet, um eine Liste der verfügbaren Anmeldeserver-Hosts zu erstellen. Wird zusätzlich eine Liste angegeben, wird diese als Liste der verfügbaren Anmeldeserver-Hosts verwendet. Ein Beispiel:

amazon.waterloo.com   CHOOSER shoal.waterloo.com alum.waterloo.com
 *.dept5.waterloo.com  CHOOSER BROADCAST
 !*		CHOOSER BROADCAST

Wenn amazon.waterloo.com eine Verbindung im indirekten XDMCP-Modus herstellt, erhält das System eine Liste mit den beiden Hosts shoal und alum. Wenn alice.dept5.waterloo.com eine Verbindung herstellt, enthält die Liste alle verfügbaren Anmeldeserver-Hosts im Teilnetzwerk des Anmeldeservers. Anforderungen anderer Hosts im indirekten XDMCP-Modus werden nicht akzeptiert.

Anstatt eine Liste der Hostnamen anzugeben, können auch wie im folgenden Beispiel ein oder mehrere Makros definiert werden, die eine Host-Liste enthalten: Ein Beispiel:

%list1			shoal.waterloo.com alum.waterloo.com
 amazon.waterloo.com  CHOOSER %list1