Systemverwaltungshandbuch: IP Services

So verwalten die DHCP-Client-Protokolle Netzwerkkonfigurationsinformationen

DHCPv4- und DHCPv6-Client-Protokolle verwalten die Netzwerkkonfigurationsinformationen auf unterschiedliche Art. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass bei DHCPv4 die Aushandlung für das Leasing einer einzelnen Adresse und einiger zugehöriger Optionen erfolgt. Bei DHCPv6 erfolgt die Aushandlung für einen Adressstapel und einen Optionsstapel.

Hintergrundinformationen zur Interaktion zwischen DHCPv4-Client und Server finden Sie in Kapitel 12Einführung in Oracle Solaris DHCP.

So verwaltet der DHCPv4-Client Netzwerkkonfigurationsinformationen

Nachdem das Informationspaket von einem DHCP-Server bezogen wurde, konfiguriert der dhcpagent-Daemon die Netzwerkschnittstelle und schaltet sie online. Der Daemon steuert die Schnittstelle über die Leasing-Zeit der IP-Adresse und verwaltet die Konfigurationsdaten in einer internen Tabelle. Die System-Startskripten verwenden den Befehl dhcpinfo, um die Werte von Konfigurationsoptionen aus der internen Tabelle zu extrahieren. Die Werte werden dann zur Konfiguration des Systems verwendet und ermöglichen dessen Kommunikation im Netzwerk.

Der dhcpagent-Daemon wartet passiv, bis ein bestimmter Zeitraum verstrichen ist, in der Regel die Hälfte der Leasing-Zeit. Dann fordert der Daemon eine Verlängerung der Leasing-Zeit von einem DHCP-Server an. Wenn das System dhcpagent benachrichtigt, dass die Schnittstelle heruntergefahren oder die IP-Adresse geändert wurde, verwaltet der Daemon die Schnittstelle nicht weiter, bis er erneut vom ifconfig-Befehl dazu angewiesen wird. Stellt der dhcpagent-Daemon fest, dass die Schnittstelle hochgefahren ist und die IP-Adresse nicht geändert wurde, sendet der Daemon eine Anforderung zur Erneuerung des Leasings an den Server. Kann das Leasing nicht erneuert werden, schaltet der dhcpagent-Daemon die Schnittstelle am Ende der Leasing-Zeit offline.

Jedes Mal, wenn dhcpagent eine Aktion im Zusammenhang mit dem Leasing durchführt, sucht der Daemon nach einer ausführbaren Datei namens /etc/dhcp/eventhook. Wurde eine ausführbare Dateien mit diesem Namen gefunden, wird sie von dhcpagent aufgerufen. Weitere Informationen zur Verwendung der ausführbaren Datei für ein Ereignis finden Sie unter DHCP-Client Ereignisskripten.

So verwaltet der DHCPv6-Client Netzwerkkonfigurationsinformationen

Die DHCPv6-Kommunikation zwischen Client und Server beginnt damit, dass der Client eine Solicitation-Nachricht sendet, um Server zu lokalisieren. Als Antwort senden alle Server, die für den DHCP-Service zur Verfügung stehen, eine Advertisement-Nachricht. Die Servernachricht enthält mehrere IA_NA (Identity Association Non-Temporary Address)-Datensätze plus weitere Optionen (z. B. DNS-Serveradressen), die der Server bereitstellen kann.

Ein Client kann bestimmte Adressen anfordern (auch mehrere Adresse), indem er seine eigenen IA_NA/IAADDR-Datensätze in der Request-Nachricht einrichtet. In der Regel fordert ein Client bestimmte Adressen an, wenn er alte Adressen aufgezeichnet hat und möchte, dass ihm der Server die gleichen Adressen zur Verfügung stellt (sofern dies möglich ist). Unabhängig davon, was der Client ausführt (auch wenn er keine Adressen anfordert) kann der Server dem Client eine beliebige Anzahl an Adressen für eine einzelne DHCPv6-Transaktion bereitstellen.

Im Folgenden ist ein möglicher Nachrichtendialog zwischen den Clients und Servern aufgeführt.

Wenn der Präferenzwert in der Advertisement-Nachricht 255 beträgt, wählt der DHCPv6-Client diesen Server sofort aus. Wenn der Server mit der höchsten Präferenz nicht reagiert oder keine Antwort auf die Request-Nachricht sendet, sucht der Client weiter nach Servern mit geringerer Präferenz, bis keine Advertisement-Nachrichten mehr vorliegen. Dann beginnt der Client erneut, Solicitation-Nachrichten zu senden.

Der ausgewählte Server sendet eine Reply-Nachricht mit zugewiesenen Adressen und Konfigurationsparametern als Antwort auf eine Solicitation- oder Request-Nachricht.