Sun Java Enterprise System 2005Q4 Handbuch zur Bereitstellungsplanung

Verfügbarkeit

Über die Verfügbarkeit kann man die Betriebszeit eines Systems bestimmt werden. Sie bemisst sich normalerweise aus dem Prozentsatz der Zeit, während der Benutzer auf das System zugreifen können. Die Zeit, in der das System nicht verfügbar ist (Ausfallzeit) kann durch Ausfälle der Hardware, der Software, des Netzwerks oder durch einen beliebigen anderen Faktor (z. B. Unterbrechung der Stromversorgung) verursacht werden, durch den das System zum Stillstand kommt. Geplante Zeiten, in denen das System zu Servicezwecken (Wartung und Aufrüstung) heruntergefahren wird, werden nicht als Ausfallzeit bezeichnet. Eine grundlegende Gleichung zur Berechnung der Systemverfügbarkeit als Prozentsatz der Betriebszeit lautet wie folgt:

Verfügbarkeit = Uptime / (Uptime + Downtime) * 100%

Üblicherweise messen Sie die Verfügbarkeit anhand der Anzahl der "Neunen“, die Sie erreichen können. Bei einer 99%-igen Verfügbarkeit erhalten Sie zwei Neunen. Die Angabe zusätzlicher Neuen wirkt sich erheblich auf das Bereitstellungskonzept aus. In der folgenden Tabelle wird die unvorhergesehene Ausfallszeit bei zusätzlichen "Verfügbarkeits-Neunen“ auf einem System berechnet, das 24 Stunden an 7 Tagen die Woche ganzjährig (insgesamt 8.760 Stunden) verfügbar ist.

Tabelle 3–3 Unvorhergesehene Ausfallzeit für ein System, das ganzjährig (8.760 Stunden) verfügbar ist

Anzahl der Neunen 

Verfügbarkeit (Prozent) 

Unvorhergesehene Ausfallzeit 

99 % 

88 Stunden 

99,9 % 

9 Stunden 

99,99 % 

45 Minuten 

99,999 % 

5 Minuten 

Fehlertolerante Systeme

Verfügbarkeitsanforderungen von vier oder fünf Neunen erfordern im Normalfall ein fehlertolerantes System. Ein fehlertolerantes System muss in der Lage sein, seinen Dienst auch während eines Hardware- oder Softwareausfalls fortzusetzen. Normalerweise wird die Fehlertoleranz durch Redundanz in der Hardware (CPUs, Speicher- und Netzwerkgeräte) als auch in der Software, die die wichtigsten Dienste zur Verfügung stellt, erreicht.

Bei einem Single-Point-of-Failure handelt es sich um eine Hardware- oder Softwarekomponente, die Teil eines wichtigen Pfads ist, aber nicht von redundanten Komponenten gesichert wird. Der Ausfall dieser Komponente führt zum Dienstausfall des Systems. Wenn Sie ein fehlertolerantes System konzipieren, müssen Sie potenzielle Single-Point-of-Failure ermitteln und vermeiden.

Fehlertolerante Systeme können in der Implementierung und Wartung teuer sein. Stellen Sie sicher, dass Sie verstanden haben, worin die Geschäftsanforderungen für die Verfügbarkeit liegen, und berücksichtigen Sie die Strategien und Kosten der Verfügbarkeitslösungen, die diese Anforderungen erfüllen.

Priorisieren der Dienstverfügbarkeit

Aus Sicht des Benutzers bezieht sich die Verfügbarkeit oft eher auf einzelne Dienste als auf die Verfügbarkeit des gesamten Systems. So hat es beispielsweise im Normalfall keine oder nur geringe Auswirkungen auf andere Dienste, wenn keine Instant Messaging-Dienste verfügbar sind. Wenn jedoch Dienste nicht verfügbar sind, von denen viele andere Dienste abhängig sind (z. B. Directory Server), sind die Auswirkungen weitreichender. Genauere Verfügbarkeitsspezifikationen sollten deutlich auf bestimmte Anwendungsfälle und Anwendungsanalysen verweisen, für die eine höhere Verfügbarkeit erforderlich ist.

Es ist hilfreich, Verfügbarkeitsbedürfnisse entsprechend den verschiedenen aufgestellten Prioritäten aufzulisten. In der folgenden Tabelle wird die Verfügbarkeit verschiedener Diensttypen nach Priorität geordnet aufgeführt.

Tabelle 3–4 Verfügbarkeit von Diensten nach Priorität

Priorität 

Diensttyp 

Beschreibung 

Unerlässlich 

Dienste, die immer verfügbar sein müssen. Beispielsweise Datenbankdienste (z. B. LDAP-Verzeichnisse) für Anwendungen. 

Muss verfügbar sein 

Dienste, die verfügbar sein müssen, aber mit reduzierter Leistung verfügbar sein können. Die Verfügbarkeit von Messaging-Diensten ist möglicherweise in einigen Unternehmensumgebungen nicht zwingend erforderlich. 

Kann verschoben werden 

Dienste, die innerhalb eines angegebenen Zeitraums verfügbar sein müssen. Die Verfügbarkeit von Kalenderdiensten ist möglicherweise in einigen Unternehmensumgebungen nicht erforderlich. 

Optional 

Dienste, die auf unbegrenzte Zeit verschoben werden können. In einigen Umgebungen können Instant Messaging-Dienste zwar als nützlich aber nicht unbedingt als erforderlich bewertet werden. 

Dienstausfall

Im Rahmen des Verfügbarkeitskonzepts werden auch die Auswirkungen berücksichtigt, die entstehen, wenn die Verfügbarkeit beeinträchtigt wird oder eine Komponente ausfällt. Hierbei muss auch berücksichtigt werden, ob die angemeldeten Benutzer Sitzungen neu starten müssen und inwiefern ein Fehler in einem Bereich sich auf andere Bereiche eines Systems auswirkt. QoS-Anforderungen sollten diese Szenarien beachten und angeben, wie die Bereitstellung auf derartige Situationen reagiert.