Systemverwaltungshandbuch: IP Services

IPMP-Terminologie und Konzepte

In diesem Abschnitt werden Begriffe und Konzepte vorgestellt, die in den weiteren Kapiteln zum IPMP in diesem Handbuch verwendet werden.

IP-Link

In der IPMP-Terminologie ist ein IP-Link eine Kommunikationseinrichtung bzw. ein -medium, über das Knoten auf der Übertragungsschicht der Internet-Protokollfamilie kommunizieren können. Zu den IP-Links gehören einfache Ethernets, Bridged-Ethernets, Hubs oder Asynchronous Transfer Mode (ATM)-Netzwerke. Ein IP-Link kann über eine oder mehrere IPv4-Teilnetznummern, und, sofern anwendbar, über einen oder mehrere IPv6-Teilnetzpräfixe verfügen. Eine Teilnetznummer oder ein Präfix kann nur einen IP-Link zugeordnet werden. In ATM LANE ist ein IP-Link ein einzelnes, emuliertes Local Area Network (LAN). Beim Address Resolution Protocol (ARP) umfasst der Bereich des ARP-Protokolls einen IP-Link.


Hinweis –

Andere IP-bezogene Dokumente wie z. B. RFC 2460, Internet Protocol, Version 6 (IPv6) Specification, verwenden den Begriff Link anstelle von IP-Link. In Teil VI wird der Begriff IP-Link verwendet, um Verwechslungen mit IEEE 802 zu vermeiden. In IEEE 802 bezeichnet der Begriff Link eine einpolige Verbindung von einer Ethernet-Netzwerkschnittstellenkarte (NIC) zu einem Ethernet-Switch.


Physikalische Schnittstelle

Eine physikalische Schnittstelle sorgt für den Anschluss des Systems an einen IP-Link. Dieser Anschluss wird häufig als ein Gerätetreiber und eine NIC umgesetzt. Wenn Ihr System über mehrere Schnittstellen verfügt, die an den gleichen Link angeschlossen sind, können Sie IPMP so konfigurieren, dass beim Ausfall einer der Schnittstellen ein Failover stattfindet. Weitere Informationen zu physikalischen Schnittstellen finden Sie unter IPMP-Schnittstellenkonfigurationen.

Netzwerkschnittstellenkarte

Eine Netzwerkschnittstelle ist ein Netzwerkadapter, der in ein System integriert werden kann. Alternativ kann die NIC als separate Karte verwendet werden, die als Schnittstelle eines Systems mit einem IP-Link dient. Einige NICs verfügen über mehrere physikalische Schnittstellen. Beispielsweise kann eine qfe-NIC über vier Schnittstellen, qfe0 bis qfe3 verfügen.

IPMP-Gruppe

Eine IP-Multipathing-Gruppe (oder IPMP-Gruppe) setzt sich aus einer oder mehreren physikalischen Schnittstellen im gleichen System zusammen, die unter dem gleichen IPMP-Gruppennamen konfiguriert sind. Alle Schnittstellen in der IPMP-Gruppe müssen an den gleichen IP-Link angeschlossen sein. Alle Schnittstellen in der Gruppe sind durch den gleichen Zeichenstring (nicht-Null) für einen IPMP-Gruppennamen gekennzeichnet. Sie können Schnittstellen von NICs mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten in die gleiche IPMP-Gruppe aufnehmen, solange die NICs den gleichen Typ aufweisen. Beispielsweise können Sie die Schnittstellen von 100-Megabit Ethernet-NICs und die Schnittstellen von 1-Gigabit Ethernet-NICs in die gleiche Gruppe aufnehmen. Ein anderes Beispiel geht von zwei 100-Megabit Ethernet-NICs aus. Sie können eine der Schnittstellen als 10-Megabit-NIC konfigurieren und dennoch beide Schnittstellen in die gleiche IPMP-Gruppe aufnehmen.

Es ist jedoch nicht möglich, zwei Schnittstellen unterschiedlichen Medientyps in eine IPMP-Gruppe aufzunehmen. So können Sie eine ATM-Schnittstelle nicht in die gleiche Gruppe wie eine Ethernet-Schnittstelle aufnehmen.

Ausfallerkennung und Failover

Ausfallerkennung ist der Prozess, wenn erkannt wird, dass eine Schnittstelle oder ein Pfad von einer Schnittstelle zu einem Gerät auf der Internetschicht nicht mehr funktioniert. IPMP bietet Systemen die Möglichkeit, den Ausfall einer Schnittstelle zu erkennen. IPMP kann die folgenden Arten von Kommunikationsausfällen erkennen:

Nach einem erkannten Ausfall leitet IPMP einen Failover-Prozess ein. Failover ist der automatische Prozess, den Netzwerkzugriff von einer ausgefallenen Schnittstelle auf eine funktionierende physikalische Schnittstelle in der gleichen Gruppe umzuschalten. Netzwerkzugriff umfasst IPv4 Unicast-, Multicast- und Broadcast-Verkehr sowie IPv6 Unicast- und Multicast-Verkehr. Failover kann nur dann stattfinden, wenn mindestens zwei Schnittstellen in der IPMP-Gruppe konfiguriert sind. Ein Failover-Prozess stellt unterbrechungsfreien Zugriff auf das Netzwerk sicher.

Reparaturerkennung und Failback

Bei einer Reparaturerkennung wird erfasst, dass eine NIC oder der Pfad von einer NIC zu einem Gerät auf der Internetschicht nach einem Ausfall wieder ordnungsgemäß funktioniert. Nachdem die Reparatur einer NIC erkannt wurde, führt IPMP ein Failback durch – der Prozess, bei dem der Netzwerkzugriff auf die reparierte Schnittstelle zurückgeschaltet wird. Für eine Reparaturerkennung wird vorausgesetzt, dass Failbacks aktiviert worden sind. Weitere Informationen finden Sie unter Erkennen der Reparatur physikalischer Schnittstellen.

Zielsysteme

Die Stichproben-basierte Ausfallerkennung verwendet Zielsysteme, um den Zustand einer Schnittstelle zu ermitteln. Jedes Zielsystem muss an den gleichen IP-Link wie die Mitglieder der IPMP-Gruppe angeschlossen sein. Der in.mpathd-Daemon im lokalen System sendet ICMP-Stichprobennachrichten an alle Zielsysteme. Die Stichprobennachrichten helfen dabei, den Zustand jeder Schnittstelle in der IPMP-Gruppe zu ermitteln.

Weitere Informationen zu Zielsystemen, die bei der Stichproben-basierten Ausfallerkennung verwendet werden, finden Sie unter Stichproben-basierte Ausfallerkennung.

Abgehende Lastverteilung

Bei konfiguriertem IPMP werden abgehende Netzwerkpakete ohne Auswirkungen auf die Reihenfolge der Pakete auf mehrere NICs verteilt. Dieser Prozess wird als Lastverteilung bezeichnet. Durch eine Lastverteilung wird ein höherer Durchsatz im Netzwerk erreicht. Eine Lastverteilung tritt nur ein, wenn der Netzwerkverkehr über mehrere Verbindungen an mehrere Ziele fließt.

Dynamische Rekonfiguration

Dynamische Rekonfiguration (DR) ist die Fähigkeit, ein System im laufenden Zustand ohne oder mit nur geringen Auswirkungen auf vorhandene Vorgänge neu zu konfigurieren. Nicht alle Sun-Plattformen unterstützen DR. Einige Sun-Plattformen unterstützen DR nur bei bestimmten Hardwaretypen. Auf Plattformen, die die DR von NICs unterstützen, kann IPMP für transparentes Failover des Netzwerkzugriffs verwendet werden und so unterbrechungsfreien Netzwerkzugriff für das System bereitstellen.

Weitere Informationen, wie IPMP die DR unterstützt, finden Sie unter IPMP und Dynamische Rekonfiguration.