Die Anwendungsschicht definiert standardmäßige Internetservices und Netzwerkanwendungen, die jeder verwenden kann. Diese Services arbeiten zum Senden und Empfangen von Daten mit der Transportschicht zusammen. Auf der Anwendungsschicht existieren verschiedene Protokolle. Die folgende Liste zeigt Beispiele für Protokolle der Anwendungsschicht:
Standardmäßige TCP/IP-Services wie z. B. ftp, tftp und telnet-Befehle
UNIX „r“-Befehle, z. B. rlogin und rsh
Namen-Services, z. B. NIS und Domain-Namen-Service (DNS)
Verzeichnisservices (LDAP)
Dateiservices, z. B. der NFS-Service
Simple Network Management Protocol (SNMP), das eine Netzwerkverwaltung ermöglicht
Die Routing-Protokolle Router Discovery Server Protocol (RDISC) und Routing Information Protocol (RIP)
FTP und Anonymous FTP – Das File Transfer Protocol (FTP) überträgt Dateien von und an ein Remote-Netzwerk. Das Protokoll umfasst den Befehl ftp und den Daemon in.ftpd. Mit FTP kann ein Benutzer den Namen eines Remote-Host und Optionen des Dateiübertragungsbefehls an der Befehlszeile des lokalen Hosts eingeben. Der in.ftpd-Daemon auf dem Remote-Host verarbeitet daraufhin die Anforderungen vom lokalen Host. Im Gegensatz zu rcp arbeitet ftp auch dann korrekt, wenn der Remote-Computer kein UNIX-basiertes Betriebssystem ausführt. Zum Herstellen einer ftp-Verbindung muss sich ein Benutzer beim Remote-System anmelden, es sei denn, das Remote-System gestattet anonymes FTP.
Sie können enorme Datenmengen von anonymen FTP-Servern beziehen, die mit dem Internet verbunden sind. Diese Server wurden unter anderem von Universitäten und anderen Institutionen eingerichtet, um der Öffentlichkeit Software, Forschungsunterlagen und andere Informationen zur Verfügung zu stellen. Wenn Sie sich bei diesen Servern anmelden, verwenden Sie den Anmeldenamen anonymous, daher die Bezeichnung „Anonymer FTP-Server.”
Die Verwendung von anonymem FTP und das Einrichten von anonymen FTP-Servern wird in diesem Handbuch nicht beschrieben. Anonymes FTP wird jedoch in vielen Büchern wie z. B. The Whole Internet User's Guide & Catalog ausführlich beschrieben. Anweisungen zum Verwenden von FTP finden Sie im System Administration Guide: Network Services . In der Manpage ftp(1) sind alle ftp-Befehlsoptionen beschrieben, die über den Befehlsinterpreter aufgerufen werden. In der Manpage ftpd(1M) sind alle Services beschrieben, die vom in.ftpd-Daemon bereitgestellt werden.
Telnet – Mit dem Telnet-Protokoll können Terminals und terminalorientierte Prozesse über ein Netzwerk, das TCP/IP ausführt, miteinander kommunizieren. Dieses Protokoll ist als telnet-Programm auf lokalen Systemen und als in.telnetd-Daemon auf Remote-Computern umgesetzt. Telnet bietet eine Benutzeroberfläche, über die zwei Host zeichen- oder zeilenweise miteinander kommunizieren können. Telnet umfasst verschiedene Befehle, die in der Manpage telnet(1) ausführlich dokumentiert sind.
TFTP – Das Trivial File Transfer Protocol (tftp) bietet ähnliche Funktionen wie ftp, aber das Protokoll stellt keine interaktive Verbindung wie ftp her. Aus diesem Grund können Benutzer nicht den Inhalt eines Verzeichnisses anzeigen oder Verzeichnisse wechseln. Ein Benutzer muss den vollständigen Namen einer zu kopierenden Datei kennen. Der Befehlssatz von tftp wird in der Manpage tftp(1) ausführlich beschrieben.
Mit den UNIX „r“-Befehlen können Benutzer Befehle an ihren lokalen Computern eingeben, die auf dem Remote-Host ausgeführt werden. Dazu gehören die folgenden Befehle:
rcp
rlogin
rsh
Hinweise zur Verwendung dieser Befehle finden Sie in den Manpages rcp(1), rlogin(1) und rsh(1).
Oracle Solaris bietet die folgenden Namen-Services:
DNS – Der Domain-Namen-Service (DNS) ist einer der Namen-Services, der vom Internet für TCP/IP-Netzwerke bereitgestellt wird. DNS führt die Auflösung von Hostnamen zu IP-Adressen durch. Darüber hinaus dient DNS als Datenbank für die Mail-Verwaltung. Eine vollständige Beschreibung dieses Services finden Sie im System Administration Guide: Naming and Directory Services (DNS, NIS, and LDAP) . Weitere Informationen finden Sie in der Manpage resolver(3RESOLV).
/etc-Dateien – Dieses ursprünglich Host-basierte UNIX-Namen-System wurde für eigenständige UNIX-Computer entwickelt und dann für die Verwendung im Netzwerk übernommen. Viele alte UNIX-Betriebssysteme und Computer verwenden dieses System noch immer, obwohl es für große und komplexe Netzwerke ungeeignet ist.
NIS – Der Network Information Service (NIS) wurde unabhängig von DNS entwickelt und hat eine etwas andere Aufgabe. Während der DNS Verbindungen vereinfacht, indem er Computernamen anstelle von numerischen IP-Adressen verwendet, konzentriert sich der NIS darauf, die Netzwerkverwaltung zu vereinfachen, indem er eine zentrale Steuerung verschiedener Netzwerkinformationen ermöglicht. NIS speichert Informationen zu Computernamen und Adressen, Benutzern, dem Netzwerk selbst und Netzwerkservices. Die NIS-Namespace-Informationen werden in NIS-Maps gespeichert. Weitere Informationen zur NIS-Architektur und zur NIS-Verwaltung finden Sie im System Administration Guide: Naming and Directory Services (DNS, NIS, and LDAP) .
Oracle Solaris unterstützt das LDAP (Lightweight Directory Access Protocol) zusammen mit dem Sun Open Net Environment (Sun ONE) Directory Server sowie andere LDAP Directory Server. Der Unterschied zwischen einem Namen-Service und einem Verzeichnisservice liegt im Funktionsumfang. Ein Verzeichnisservice bietet den gleichen Funktionsumfang wie ein Namen-Service und verfügt darüber hinaus über erweiterte Funktionen. Lesen Sie dazu System Administration Guide: Naming and Directory Services (DNS, NIS, and LDAP) .
Das NFS-Anwendungsschichtprotokoll bietet Dateiservices für Oracle Solaris. Ausführliche Informationen zum NFS-Service finden Sie im System Administration Guide: Network Services .
Mit dem Simple Network Management Protocol (SNMP) können Sie das Layout Ihres Netzwerks und den Status der wichtigsten Computer anzeigen. Darüber hinaus können Sie mit SNMP komplexe Netzwerkstatistiken über Programme beziehen, die auf einer grafischen Benutzeroberfläche (GUI) basieren. Viele Unternehmen bieten Programmpakete zur Netzwerkverwaltung, die das SNMP umsetzen.
Das Routing Information Protocol (RIP) und das Router Discovery Server Protocol (RDISC) sind zwei verfügbare Routing-Protokolle für TCP/IP-Netzwerke. Eine vollständige Liste der verfügbaren Routing-Protokolle für Oracle Solaris 10 finden Sie in Tabelle 5–1 und Tabelle 5–2.