Systemverwaltungshandbuch: IP Services

ProcedureSo schützen Sie ein VPN mit einem IPsec-Tunnel im Transportmodus über IPv4

Im Transportmodus bestimmt der äußere Header die IPsec-Richtlinie, die das innere IP-Paket schützt.

Dieses Verfahren ergänzt das unter So sichern Sie Datenverkehr zwischen zwei Systemen mit IPsec beschriebene Verfahren. Sie verbinden nicht nur zwei Systeme, sondern zwei Intranets, die mit diesen zwei Systemen verbunden sind. Die Systeme in diesem Verfahren arbeiten als Gateways.

Dieses Verfahren verwendet das unter Beschreibung der Netzwerktopologie für IPsec-Aufgaben zum Schützen eines VPN beschriebene Setup. Eine vollständige Beschreibung der Gründe für bestimmte Befehle finden Sie unter den entsprechenden Schritten der Beschreibung unter So schützen Sie ein VPN mit einem IPsec-Tunnel im Tunnelmodus über IPv4.


Hinweis –

Führen Sie die Schritte dieses Verfahrens auf beiden Systemen aus.


  1. Nehmen Sie über die Systemkonsole die Rolle eines Primäradministrators an, oder melden Sie sich als Superuser an.

    Die Rolle des Primäradministrators enthält das Primary Administrator-Profil. Informationen zum Erstellen von Rollen und Zuweisen von Rollen zu Benutzern finden Sie in Kapitel 2, Working With the Solaris Management Console (Tasks) in System Administration Guide: Basic Administration.


    Hinweis –

    Eine remote Anmeldung führt zu sicherheitskritischem Datenverkehr, der abgehört werden könnte. Auch wenn Sie eine remote Anmeldung schützen, wird die Sicherheit des Systems auf die Sicherheit der remoten Anmeldesitzung reduziert. Verwenden Sie den Befehl ssh für eine sichere Remoteanmeldung.


  2. Kontrollieren Sie den Paketfluss vor der Konfiguration von IPsec.

    1. Stellen Sie sicher, dass IP-Weiterleitung und dynamisches IP-Routing deaktiviert sind.


      # routeadm
      Configuration       Current         Current
             Option       Configuration  System State
      --------------------------------------------------
      IPv4 forwarding     disabled           disabled
         IPv4 routing     default (enabled)   enabled
      …

      Wenn IP-Weiterleitung und dynamisches IP-Routing aktiviert sind, können diese Funktionen wie folgt deaktiviert werden:


      # routeadm -d ipv4-routing -d ipv4-forwarding
      # routeadm -u
      
    2. Aktivieren Sie das IP Strict Destination Multihoming.


      # ndd -set /dev/ip ip_strict_dst_multihoming 1
      

      Achtung – Achtung –

      ip_strict_dst_multihoming wird beim Booten des Systems auf den Standardwert zurückgesetzt. Informationen zum dauerhaften Ändern des Wertes finden Sie unter So verhindern Sie IP-Spoofing.


    3. Deaktivieren Sie die meisten Netzwerkservices – wenn möglich, alle Netzwerkservices.


      Hinweis –

      Wenn Ihr System mit dem SMF-Profil „limited“ installiert wurde, können Sie diesen Schritt überspringen. Netzwerkservices, mit Ausnahme der Solaris Secure Shell, sind deaktiviert.


      Durch Deaktivieren der Netzwerkservices wird verhindert, das IP-Pakete Schaden an einem System anrichten können. Beispielsweise könnten ein SNMP-Daemon, eine telnet-Verbindung oder eine rlogin-Verbindung ausgenutzt werden.

      Wählen Sie eine der folgenden Optionen:

      • Wenn Sie das Solaris 10 11/06-Release oder eine aktuellere Version ausführen, rufen Sie das SMF-Profil „limited“ auf.


        # netservices limited
        
      • Alternativ können Sie die Netzwerkservices einzeln deaktivieren.


        # svcadm disable network/ftp:default
        # svcadm disable network/finger:default
        # svcadm disable network/login:rlogin
        # svcadm disable network/nfs/server:default
        # svcadm disable network/rpc/rstat:default
        # svcadm disable network/smtp:sendmail
        # svcadm disable network/telnet:default 
    4. Stellen Sie sicher, dass die meisten Netzwerk-Services deaktiviert sind.

      Stellen Sie sicher, dass die Loopback-Mounts und der ssh-Service ausgeführt werden.


      # svcs | grep network
      online         Aug_02   svc:/network/loopback:default
      …
      online         Aug_09   svc:/network/ssh:default
  3. Fügen Sie zwischen den beiden Systemen zwei SAs hinzu.

    Wählen Sie eine der folgenden Optionen:

  4. Fügen Sie eine IPsec-Richtlinie hinzu.

    Geben Sie die IPsec-Richtlinie für das VPN in die Datei /etc/inet/ipsecinit.conf ein. Informationen zur Verstärkung der Richtlinie finden Sie in Beispiel 20–15.

    1. Auf dem System enigma geben Sie den folgenden Eintrag in die ipsecinit.conf-Datei ein:


      # LAN traffic to and from this host can bypass IPsec.
      {laddr 10.16.16.6 dir both} bypass {}
      
      # WAN traffic uses ESP with AES and SHA-1.
      {tunnel ip.tun0 negotiate transport} 
       ipsec {encr_algs aes encr_auth_algs sha1 sa shared}
    2. Auf dem partym-System geben Sie den folgenden Eintrag in die ipsecinit.conf-Datei ein:


      # LAN traffic to and from this host can bypass IPsec.
      {laddr 10.1.3.3 dir both} bypass {}
      
      # WAN traffic uses ESP with AES and SHA-1.
      {tunnel ip.tun0 negotiate transport} 
       ipsec {encr_algs aes encr_auth_algs sha1 sa shared}
  5. (Optional) Überprüfen Sie die Syntax der IPsec-Richtliniendatei.


    # ipsecconf -c -f /etc/inet/ipsecinit.conf
    
  6. Um den Tunnel zu konfigurieren und ihn mit IPsec zu schützen, folgen Sie den Schritten für die jeweilige Solaris-Version:

  7. Konfigurieren Sie den Tunnel ip.tun0 in der /etc/hostname.ip.tun0-Datei.

    1. Fügen Sie auf dem System enigma den folgenden Eintrag in die hostname.ip.tun0-Datei ein:


      10.16.16.6 10.1.3.3 tsrc 192.168.116.16 tdst 192.168.13.213 router up
    2. Fügen Sie auf dem System partym den folgenden Eintrag in die hostname.ip.tun0-Datei ein:


      10.1.3.3 10.16.16.6 tsrc 192.168.13.213 tdst 192.168.116.16 router up
  8. Schützen Sie den Tunnel mit der von Ihnen erstellten IPsec-Richtlinie.


    # svcadm refresh svc:/network/ipsec/policy:default
    
  9. Um den Inhalt der hostname.ip.tun0-Datei in den Systemkern zu lesen, starten Sie die Netzwerk-Services neu.


    # svcadm restart svc:/network/initial:default
    
  10. Aktivieren Sie die IP-Weiterleitung für die hme1-Schnittstelle.

    1. Fügen Sie auf dem System enigma den Routereintrag in /etc/hostname ein.hme1-Datei.


      192.168.116.16 router
    2. Fügen Sie auf dem System partym den Routereintrag in /etc/hostname ein.hme1-Datei.


      192.168.13.213 router
  11. Stellen Sie sicher, dass die Routing-Protokolle die Standardroute nicht innerhalb des Intranets bekannt geben.

    1. Fügen Sie auf dem System enigma das private-Flag in /etc/hostname ein.hme0-Datei.


      10.16.16.6 private
    2. Fügen Sie auf dem System partym das private-Flag in /etc/hostname ein.hme0-Datei.


      10.1.3.3 private
  12. Fügen Sie manuell eine Standardroute über hme0 hinzu.

    1. Auf dem System enigma können Sie die folgende Route hinzufügen:


      # route add default 192.168.116.4
      
    2. Auf dem System partym fügen Sie die folgende Route hinzu:


      # route add default 192.168.13.5
      
  13. Zum Schluss wechseln Sie zu Schritt 22, um ein Routingprotokoll auszuführen.

  14. Konfigurieren Sie den Tunnel ip.tun0.


    Hinweis –

    Durch die folgenden Schritte wird ein Tunnel auf einem System konfiguriert, auf dem eine ältere Version als Solaris 10 4/09 ausgeführt wird.


    Verwenden Sie ifconfig-Befehle, um eine Point-to-Point-Schnittstelle zu erzeugen:


    # ifconfig ip.tun0 plumb
    
    # ifconfig ip.tun0 system1-point system2-point \
    tsrc system1-taddr tdst system2-taddr
    
    1. Auf dem System enigma geben Sie die folgenden Befehle ein:


      # ifconfig ip.tun0 plumb
      
      # ifconfig ip.tun0 10.16.16.6 10.1.3.3 \
      tsrc 192.168.116.16 tdst 192.168.13.213
      
    2. Auf dem System partym geben Sie die folgenden Befehle ein:


      # ifconfig ip.tun0 plumb
      
      # ifconfig ip.tun0 10.1.3.3 10.16.16.6  \
      tsrc 192.168.13.213 tdst 192.168.116.16
      
  15. Schützen Sie den Tunnel mit der von Ihnen erstellten IPsec-Richtlinie.


    # ipsecconf
    
  16. Aktivieren Sie den Router für den Tunnel.


    # ifconfig ip.tun0 router up
    
  17. Aktivieren Sie die IP-Weiterleitung für die Schnittstelle hme1.


    # ifconfig hme1 router
    
  18. Stellen Sie sicher, dass die Routing-Protokolle die Standardroute nicht innerhalb des Intranets bekannt geben.


    # ifconfig hme0 private
    
  19. Fügen Sie manuell eine Standardroute über hme0 hinzu.

    Die Standardroute muss ein Router mit direktem Zugriff auf das Internet sein.


    # route add default router-on-hme0-subnet
    
    1. Auf dem System enigma können Sie die folgende Route hinzufügen:


      # route add default 192.168.116.4
      
    2. Auf dem System partym fügen Sie die folgende Route hinzu:


      # route add default 192.168.13.5
      
  20. Stellen Sie sicher, dass das VPN nach einem erneuten Booten gestartet wird. Dazu fügen Sie einen Eintrag in die /etc/hostname.ip.tun0-Datei ein.


    system1-point system2-point tsrc system1-taddr \
    tdst system2-taddr encr_algs aes encr_auth_algs sha1 router up
    1. Fügen Sie auf dem System enigma den folgenden Eintrag in die hostname.ip.tun0-Datei ein:


      10.16.16.6 10.1.3.3 tsrc 192.168.116.16 \
      tdst 192.168.13.213 router up
    2. Fügen Sie auf dem System partym den folgenden Eintrag in die hostname.ip.tun0-Datei ein:


      10.1.3.3 10.16.16.6 tsrc 192.168.13.213 \
      tdst 192.168.116.16 router up
  21. Konfigurieren Sie die Schnittstellendateien so, dass die korrekten Parameter an den Routing-Daemon übergeben werden.

    1. Ändern Sie auf dem System enigma die /etc/hostname. Schnittstelle-Dateien.


      # cat /etc/hostname.hme0
      ## enigma
      10.16.16.6 private

      # cat /etc/hostname.hme1
      ## enigma
      192.168.116.16 router
    2. Ändern Sie auf dem System partym die /etc/hostname. Schnittstelle-Dateien.


      # cat /etc/hostname.hme0
      ## partym
      10.1.3.3 private

      # cat /etc/hostname.hme1
      ## partym
      192.168.13.213 router
  22. Führen Sie ein Routingprotokoll aus.


    # routeadm -e ipv4-routing
    # routeadm -u
    

Beispiel 20–15 Erfordern einer IPsec-Richtlinie auf allen Systemen im Transportmodus

IPsec-RichtlinieLAN-BeispielIn diesem Beispiel wandelt der Administrator die bypass-Richtlinie, die in Schritt 4 konfiguriert wurde, in einen Kommentar um und verstärkt somit den Schutz. Bei dieser Richtlinienkonfiguration muss jedes System im LAN IPsec aktivieren, um mit dem Router kommunizieren zu können.


# LAN traffic must implement IPsec.
# {laddr 10.1.3.3 dir both} bypass {}

# WAN traffic uses ESP with AES and SHA-1.
{tunnel ip.tun0 negotiate transport} ipsec {encr_algs aes encr_auth_algs sha1}


Beispiel 20–16 Verwenden einer eingestellten Syntax zur Konfiguration eines IPsec-Tunnels im Transportmodus

In diesem Beispiel stellt der Administrator eine Verbindung zwischen einem Solaris 10 7/07-System und einem System her, das das Solaris 10-Release ausführt. Aus diesem Grund verwendet der Administrator die Solaris 10-Syntax in der Konfigurationsdatei und nimmt die IPsec-Algorithmen in den Befehl ifconfig auf.

Der Administrator verwendet das Verfahren So schützen Sie ein VPN mit einem IPsec-Tunnel im Transportmodus über IPv4 mit den folgenden Syntaxänderungen.