Systemverwaltungshandbuch: IP Services

Konfiguration einer IPv6-Schnittstelle

Der erste Schritt bei der IPv6-Konfiguration ist das Aktivieren von IPv6 auf einer Schnittstelle. Sie können IPv6 entweder während der Installation von Oracle Solaris 10 oder durch Konfigurieren von IPv6 auf den Schnittstellen eines installierten Systems aktivieren.

Während der Installation von Oracle Solaris 10 können Sie IPv6 auf einer oder mehreren Schnittstellen eines Systems aktivieren. Nach der Installation sind die folgenden IPv6-bezogenen Dateien und Tabellen gespeichert:

In diesem Abschnitt wird beschrieben, wie Sie IPv6 auf den Schnittstellen eines installierten Systems aktivieren.

Aktivieren von IPv6 auf einer Schnittstelle (Übersicht der Schritte)

In der folgenden Tabelle sind die Aufgaben beschrieben, die zum Konfigurieren der IPv6-Schnittstellen erforderlich sind. Die Tabelle enthält Beschreibungen des Zwecks der einzelnen Aufgaben sowie die Abschnitte, in denen die Schritte zur Ausführung der einzelnen Aufgaben beschrieben sind.

Aufgabe 

Beschreibung 

Siehe 

Aktivieren von IPv6 auf einer Schnittstelle eines Systems, auf dem bereits Oracle Solaris 10 installiert ist. 

Aktivieren Sie IPv6 auf einer Schnittstelle, nachdem Oracle Solaris 10 installiert wurde. 

So aktivieren Sie eine IPv6-Schnittstelle für die aktuelle Sitzung

Beibehalten der Konfiguration einer IPv6-konformen Schnittstelle auch nach einem Neustart. 

Übernehmen Sie die IPv6-Adresse der Schnittstelle permanent. 

So aktivieren Sie persistente IPv6-Schnittstellen

Deaktivieren der automatischen IPv6-Adresskonfiguration. 

Konfigurieren Sie die Schnittstellen-ID-Komponente der IPv6-Adresse manuell. 

So deaktivieren Sie die automatische IPv6-Adresskonfiguration

ProcedureSo aktivieren Sie eine IPv6-Schnittstelle für die aktuelle Sitzung

Beginnen Sie die IPv6-Konfiguration, indem Sie IPv6 auf den Schnittstellen aller Systeme aktivieren, die zu IPv6-Knoten werden. Zunächst bezieht die Schnittstelle ihre IPv6-Adresse über den Autokonfigurationsprozess, der unter Automatische IPv6-Adresskonfiguration ausführlich beschrieben wird. Dann können Sie die Knotenkonfiguration basierend auf dessen Funktion im IPv6-Netzwerk (Host, Server oder Router) anpassen.


Hinweis –

Befindet sich die Schnittstelle auf dem gleichen Link wie der Router, der derzeit einen IPv6-Präfix bekannt gibt, bezieht die Schnittstelle dieses Standortpräfix als Teil der automatisch konfigurierten Adressen. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter So konfigurieren Sie einen IPv6-konformen Router.


Im folgenden Verfahren wird erklärt, wie Sie IPv6 für eine Schnittstelle aktivieren, die nach der Installation von Oracle Solaris 10 hinzugefügt wurde.

Bevor Sie beginnen

Schließen Sie zunächst alle Planungsaufgaben für ein IPv6-Netzwerk, z. B. das Aufrüsten von Hard- und Software und die Vorbereitungen für einen Adressierungsplan ab. Weitere Informationen finden Sie unter Planung der Einführung von IPv6 (Übersicht der Schritte).

  1. Melden Sie sich auf dem künftigen IPv6-Knoten als Primäradministrator oder als Superuser an.

    Die Rolle des Primäradministrators enthält das Primary Administrator-Profil. Informationen zum Erstellen von Rollen und Zuweisen von Rollen zu Benutzern finden Sie in Kapitel 2, Working With the Solaris Management Console (Tasks) in System Administration Guide: Basic Administration.

  2. Aktivieren Sie IPv6 auf einer Schnittstelle.


    # ifconfig inet6 interface plumb up
    
  3. Starten Sie den IPv6-Daemon in.ndpd.


    # /usr/lib/inet/in.ndpd
    

    Hinweis –

    Sie können den Status der IPv6-konformen Schnittstellen eines Knotens mit dem Befehl ifconfig-a6 anzeigen.



Beispiel 7–1 Aktivieren einer IPv6-Schnittstelle nach der Installation

Im folgenden Beispiel wird gezeigt, wie Sie IPv6 auf der Schnittstelle qfe0 aktivieren. Bevor Sie beginnen, prüfen Sie den Status aller im System konfigurierten Schnittstellen.


# ifconfig -a
lo0: flags=1000849 <UP,LOOPBACK,RUNNING,MULTICAST,IPv4> mtu 8232 index 1
        inet 127.0.0.1 netmask ff000000 
qfe0: flags=1000863 <UP,BROADCAST,NOTRAILERS,RUNNING,MULTICAST,IPv4> mtu 1500 
           index 2
        inet 172.16.27.74 netmask ffffff00 broadcast 172.16.27.255
        ether 0:3:ba:13:14:e1 

Derzeit ist nur die Schnittstelle qfe0 für dieses System konfiguriert. Aktivieren Sie IPv6 auf dieser Schnittstelle wie folgt:


# ifconfig inet6 qfe0 plumb up
# /usr/lib/inet/in.ndpd
# ifconfig -a6
lo0: flags=2000849 <UP,LOOPBACK,RUNNING,MULTICAST,IPv6> mtu 8252 index 1
        inet6 ::1/128 
qfe0: flags=2000841 <UP,RUNNING,MULTICAST,IPv6> mtu 1500 index 2
        ether 0:3:ba:13:14:e1 
        inet6 fe80::203:baff:fe13:14e1/10

Das Beispiel zeigt den Status der Systemschnittstelle vor und nachdem qfe0 für IPv6 aktiviert wurde. Mit der Option -a6 des Befehls ifconfig zeigen Sie nur die IPv6-Informationen für qfe0 und die Loopback-Schnittstelle an. Die Ausgabe deutet darauf hin, dass nur eine Link-lokale Adresse für qfe0 konfiguriert wurde: fe80::203:baff:fe13:14e1/10. Diese Adresse deutet darauf hin, dass noch kein Router auf dem lokalen Link des Knotens einen Standortpräfix bekannt gibt.

Nachdem IPv6 aktiviert wurde, können Sie mit dem Befehl ifconfig -a die IPv4- und IPv6-Adressen aller Schnittstellen im System anzeigen.


Nächste Schritte

ProcedureSo aktivieren Sie persistente IPv6-Schnittstellen

Im folgenden Verfahren wird beschrieben, wie die Konfiguration von automatisch konfigurierten IPv6-Adressen auch nach einem Neustart beibehalten wird.


Hinweis –

Befindet sich die Schnittstelle auf dem gleichen Link wie der Router, der derzeit einen IPv6-Präfix bekannt gibt, bezieht die Schnittstelle dieses Standortpräfix als Teil der automatisch konfigurierten Adressen. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter So konfigurieren Sie einen IPv6-konformen Router.


  1. Melden Sie sich auf dem IPv6-Knoten als Primäradministrator oder als Superuser an.

    Die Rolle des Primäradministrators enthält das Primary Administrator-Profil. Informationen zum Erstellen von Rollen und Zuweisen von Rollen zu Benutzern finden Sie in Kapitel 2, Working With the Solaris Management Console (Tasks) in System Administration Guide: Basic Administration.

  2. Erstellen Sie IPv6-Adressen für Schnittstellen, die nach der Installation hinzugefügt wurden.

    1. Erstellen Sie die Konfigurationsdatei.


      # touch /etc/hostname6.interface
      
    2. Fügen Sie Adressen zur Konfigurationsdatei hinzu.


      inet6 ipv6-address up
      addif inet6 ipv6-address up
      ...
  3. Erstellen Sie eine statische IPv6-Standardroute.


    # /usr/sbin/route -p add -inet6 default ipv6-address
    
  4. (Optional) Erstellen Sie eine /etc/inet/ndpd.conf-Datei, mit der die Parameter der Schnittstellenvariablen auf dem Knoten definiert werden.

    Wenn Sie temporäre Adressen für die Schnittstelle des Hosts erstellen müssen, lesen Sie Verwenden von temporären Adressen für eine Schnittstelle. Weitere Informationen zur /etc/inet/ndpd.conf-Datei finden Sie in der Manpage ndpd.conf(4) und unter ndpd.conf-Konfigurationsdatei.

  5. Starten Sie den Knoten neu.


    # reboot -- -r
    

    Der Neustartprozess sendet Pakete zur Router-Erkennung. Wenn ein Router mit einem Standortpräfix antwortet, kann der Knoten eine Schnittstelle mit einer zugehörigen /etc/hostname6.Schnittstelle-Datei mit einer globalen IPv6-Adresse konfigurieren. Andernfalls werden die IPv6-konformen Schnittstellen ausschließlich mit Link-lokalen Adressen konfiguriert. Durch den Neustart werden auch der in.ndpd- und anderen Netzwerkdaemons im IPv6-Modus neugestartet.


Beispiel 7–2 Beibehalten der Konfiguration einer IPv6-Schnittstelle nach einem Neustart

Im folgenden Beispiel wird gezeigt, wie die Konfiguration der IPv6-Schnittstelle qfe0 auch nach einem Neustart beibehalten wird. In diesem Beispiel gibt ein Router das Standortpräfix und die Teilnetz-ID 2001:db8:3c4d:15/64auf dem lokalen Link bekannt.

Zunächst prüfen Sie den Status der Systemschnittstellen.


# ifconfig -a
lo0: flags=1000849 <UP,LOOPBACK,RUNNING,MULTICAST,IPv4> mtu 8232 index 1
        inet 127.0.0.1 netmask ff000000 
qfe0: flags=1000863 <UP,BROADCAST,NOTRAILERS,RUNNING,MULTICAST,IPv4> mtu 1500 
           index 2
        inet 172.16.27.74 netmask ffffff00 broadcast 172.16.27.255
        ether 0:3:ba:13:14:e1 

# touch /etc/hostname6.qfe0
# vi /etc/hostname6.qfe0
inet6 fe80::203:baff:fe13:1431/10 up
addif inet6 2001:db8:3c4d:15:203:baff:fe13:14e1/64 up

# route -p add -inet6 default fe80::203:baff:fe13:1431
# reboot -- -r

Prüfen Sie, ob die von Ihnen konfigurierte IPv6-Adresse der Schnittstelle qfe0 noch immer zugewiesen ist.


# ifconfig -a6
qfe0: flags=2000841 <UP,RUNNING,MULTICAST,IPv6> mtu 1500 index 2
       ether 0:3:ba:13:14:e1 
       inet6 fe80::203:baff:fe13:14e1/10 
 qfe0:1: flags=2180841 <UP,RUNNING,MULTICAST,ADDRCONF,IPv6> mtu 1500 
          index 2
        inet6 2001:db8:3c4d:15:203:baff:fe13:14e1/64

Die Ausgabe des Befehls ifconfig -a6 zeigt zwei Einträge für qfe0. Der standardmäßige qfe0-Eintrag enthält die MAC- sowie die Link-lokale Adresse. Der zweite Eintrag qfe0:1 gibt eine Pseudo-Schnittstelle an, die für die zusätzliche IPv6-Adresse auf der Schnittstelleqfe0 erstellt wurde. Die neue, globale IPv6-Adresse 2001:db8:3c4d:15:203:baff:fe13:14e1/64 enthält den vom lokalen Router bekannt gegebenen Standortpräfix und die Teilnetz-ID.


Nächste Schritte

ProcedureSo deaktivieren Sie die automatische IPv6-Adresskonfiguration

Im Allgemeinen verwenden Sie die automatische Adresskonfiguration zum Erzeugen der IPv6-Adressen für die Schnittstellen der Hosts und Server. Manchmal möchten Sie jedoch die automatische Adresskonfiguration deaktivieren, insbesondere dann, wenn ein Token manuell konfiguriert werden muss. Dieser Vorgang wird unter Konfiguration eines IPv6-Tokens beschrieben.

  1. Melden Sie sich auf dem IPv6-Knoten als Primäradministrator oder als Superuser an.

    Die Rolle des Primäradministrators enthält das Primary Administrator-Profil. Informationen zum Erstellen von Rollen und Zuweisen von Rollen zu Benutzern finden Sie in Kapitel 2, Working With the Solaris Management Console (Tasks) in System Administration Guide: Basic Administration.

  2. Erstellen Sie eine /etc/inet/ndpd.conf-Datei für den Knoten.

    Die /etc/inet/ndpd.conf-Datei definiert die Schnittstellenvariablen für einen bestimmten Knoten. Diese Datei sollte den folgenden Inhalt aufweisen, damit die automatische Adresskonfiguration für alle Schnittstellen eines Servers deaktiviert wird:


    if-variable-name StatelessAddrConf false

    Weitere Informationen zur /etc/inet/ndpd.conf-Datei finden Sie in der Manpage ndpd.conf(4) und unter ndpd.conf-Konfigurationsdatei.

  3. Aktualisieren Sie den IPv6-Daemon mit Ihren Änderungen.


    # pkill -HUP in.ndpd