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Sun Java Enterprise System 2005Q2 - Technischer Überblick 

Kapitel 2
Lösungsarchitekturen von Java Enterprise System

Dieses Kapitel enthält eine Übersicht der Architekturkonzepte, auf denen die Java Enterprise System-Lösungen (Java ES-Lösungen) basieren. In diesem Kapitel wird gezeigt, wie Java ES-Komponenten (Systemdienstkomponenten und Dienstqualitätskomponenten) eingesetzt werden, um verteilte Unternehmenslösungen zu unterstützen.

Architekturen von Java ES-Lösungen bieten zwei Aspekte: Eine logische Architektur und eine Bereitstellungsarchitektur. Die logische Architektur stellt die Interaktionen zwischen den logischen Modulblöcken (den Softwarekomponenten) einer Lösung dar. Die Bereitstellungsarchitektur stellt die Zuordnung der logischen Architektur zu einer physischen Computerumgebung dar. Java ES-Komponenten spielen sowohl in der logischen als auch in der Bereitstellungsarchitektur eine wichtige Rolle.

In diesem Kapitel wird ein Architekturframework für die Konzeption der Architektur von Java ES-Lösungen beschrieben, das anschließend in einer auf dem Architekturframework aufbauenden Beispiellösung dargestellt wird.

Das Kapitel behandelt folgende Themen:


Java Enterprise System-Architekturframework

Java Enterprise System-Komponenten unterstützen die Bereitstellung verteilter Softwarelösungen für die Anforderungen von Unternehmen.

Damit die benötigte Funktionalität auf der von den Geschäftsanforderungen vorgegebenen Ebene der Leistung, Verfügbarkeit, Sicherheit, Skalierbarkeit und Zweckmäßigkeit erreicht wird, müssen solche Softwarelösungen korrekt entworfen werden.

Bei der Konzeption verteilter Softwarelösungen in Unternehmensstärke sind verschiedene Architekturdimensionen zu berücksichtigen. Diese Dimensionen repräsentieren unterschiedliche Perspektiven, aus denen die Interaktionen der vielen, solche Systeme bildenden Softwarekomponenten betrachtet werden. Insbesondere bei der Konzeption verteilter Systeme sind die drei folgenden Architekturdimensionen zu berücksichtigen:

In der folgenden Abbildung sind diese drei Dimensionen der Lösungsarchitektur dargestellt.

Abbildung 2-1   Dimensionen der Java ES-Lösungsarchitektur

Dieses Diagramm stellt das dreidimensionale Framework in einem Würfel mit logischen Schichten, Infrastrukturdienstebenen und Dienstqualitäten als 3 Dimensionen des Würfels dar.[D]

Diese drei Dimensionen bilden zusammen ein einziges Framework, das die Beziehungen zwischen den Softwarekomponenten (Anwendungskomponenten und Infrastrukturkomponenten) berücksichtigt, die für das Erreichen der für eine Softwarelösung benötigten Dienstfunktionen und der Dienstqualität erforderlich sind.

In den folgenden Abschnitten werden die drei Dimensionen nacheinander beschrieben. Anschließend wird eine Synthese der drei Dimensionen in einem zusammengeführten Framework vorgenommen.

Dimension 1: Infrastrukturdienstabhängigkeiten

Die interagierenden Softwarekomponenten verteilter Unternehmensanwendungen setzen eine Reihe von Basisinfrastrukturdiensten voraus, die den verteilten Komponenten die Kommunikation untereinander, die Koordination ihrer Arbeit, die Implementierung eines sicheren Zugriffs usw. ermöglichen. In diesem Abschnitt wird die Schlüsselrolle einiger Java ES-Komponenten bei der Bereitstellung dieser Infrastrukturdienste erläutert.

Infrastrukturdienstebenen

Unabhängig davon, ob ein verteiltes Softwaresystem überwiegend aus selbst entwickelten oder fertigen Java ES-Komponenten besteht, müssen Sie bei der Konzeption einige Infrastrukturdienste berücksichtigen. Diese Dienste arbeiten auf vielen Ebenen.

Abbildung 2-2 illustriert die Dimension der Infrastrukturdienstabhängigkeiten in der Lösungsarchitektur. Die in dieser Abbildung dargestellten Ebenen sind eine vergrößerte Ansicht der in Abbildung 1-1 gezeigten Infrastrukturdienstebene.

Die Hierarchie der in Abbildung 2-2 dargestellten Dienste und die Abhängigkeiten zwischen den Diensten bilden eine wichtige Dimension der logischen Architektur der Lösung. Diese Infrastrukturdienste bieten die konzeptionelle Grundlage, anhand der die Rolle der Java ES-Systemdienstkomponenten (siehe Systemdienstkomponenten) verständlich wird.

Im Allgemeinen können die in Abbildung 2-2 dargestellten Dienste in drei große Gruppen unterteilt werden: Plattformdienste auf niedrigster Ebene, Anwendungsdienste auf höchster Ebene und eine Gruppe von Middleware-Diensten, die ihren Namen ihrer Position zwischen den beiden anderen Gruppen verdanken.

Abbildung 2-2   Dimension 1: Infrastrukturdienstebenen

Dieses Diagramm zeigt die verteilten Dienstinfrastrukturebenen von der untersten Ebene der Betriebssystemplattform-Dienste bis hinauf zur höchsten Ebene der Integrationsdienste.

In den folgenden Absätzen werden die unterschiedlichen Infrastrukturdienstebenen beschrieben und, sofern relevant, der Bezug zu den Artefakten der Programmiersprache Java hergestellt. Die Beschreibung der Dienstebenen erfolgt, wie in Abbildung 2-2 dargestellt, von der niedrigsten Ebene bis hinauf zur höchsten Ebene:

Die in Abbildung 2-2 dargestellten Dienstebenen spiegeln die allgemeine gegenseitige Abhängigkeit der verschiedenen Infrastrukturdienste wider, von der untersten Ebene der Betriebssystemdienste bis hinauf zur höchsten Ebene der Anwendungs- und Integrationsdienste. Im Allgemeinen ist jeder Dienst von untergeordneten Diensten abhängig und unterstützt selbst übergeordnete Dienste.

Abbildung 2-2 stellt jedoch keine strenge Ebenenschichtung der Infrastrukturdienste dar. Dienste höherer Ebenen können direkt mit Diensten niedrigerer Ebenen interagieren, ohne von Zwischenebenen abhängig zu sein. So sind beispielsweise bestimmte Laufzeitdienste direkt von den Plattformdiensten abhängig, ohne eine der dazwischen liegenden Dienstebenen zu benötigen. Zusätzlich könnten auch andere Dienstebenen, wie Überwachungs- oder Verwaltungsdienste, ebenfalls in diese Konzeptdarstellung aufgenommen werden.

Java Enterprise System-Infrastrukturdienstkomponenten

Java ES-Komponenten implementieren die verteilten Infrastrukturdienstebenen, die in Abbildung 2-2 dargestellt sind. Die Positionierung der Java ES-Systemdienstkomponenten innerhalb der einzelnen Ebenen ist in Abbildung 2-3 dargestellt.

Abbildung 2-3   Java ES Systemdienstkomponenten

Dieses Diagramm zeigt die Position der einzelnen Java ES-Systemdienstkomponenten in den verschiedenen Ebenen der zuvor beschriebenen verteilten Infrastrukturdienste. [D]


Hinweis

Die in Abbildung 2-3 dargestellten Betriebssystemplattformen sind kein formeller Bestandteil von Java Enterprise System. Sie sind jedoch darin enthalten, um die Betriebssystemplattformen darzustellen, auf denen die Java ES-Komponenten unterstützt werden.


Java Enterprise System Infrastrukturdienstabhängigkeiten

Im Allgemeinen ist jede der in Abbildung 2-3 dargestellten Java ES-Systemdienstkomponenten von in der Infrastruktur unter ihr liegenden Komponenten anhängig und unterstützt darüber liegende Komponenten. Diese Beziehung von Abhängigkeit und Unterstützung bildet einen Schlüsselfaktor bei der Konzeption logischer Architekturen.

Tabelle 2-1 zeigt die spezifischen Abhängigkeiten zwischen den Java ES-Systemdienstkomponenten, die in Abbildung 2-3 von oben nach unten verlaufend dargestellt sind.

Tabelle 2-1  Beziehungen zwischen Java ES -Systemdienstkomponenten  

Komponente

Ist abhängig von

Bietet Unterstützung für

Portal Server

Application Server oder Web Server

Access Manager

Directory Server

Wenn zur Verwendung von entsprechenden Kanälen konfiguriert:
   Calendar Server
   Messaging Server
   Instant Messaging

 

Messaging Server

Directory Server

Access Manager (für Single Sign-On)

Calendar Server (für E-Mail-Benachrichtigungen)

Portal Server (für den Messaging-Kanal)

Instant Messaging

Directory Server

Access Manager (für Single Sign-On)

Portal Server (für den Instant Messaging-Kanal)

Calendar Server

Directory Server

Messaging Server (für den E-Mail-Benachrichtigungsdienst)

Access Manager (für Single Sign-On)

Portal Server (für den Kalenderkanal)

Access Manager

Application Server oder Web Server

Directory Server

Portal Server

Wenn konfiguriert für Single Sign-On:
   Calendar Server
   Messaging Server
   Instant Messaging

Application Server

Message Queue

Directory Server (für verwaltete Objekte)

Portal Server

Access Manager

Message Queue

Directory Server (für verwaltete Objekte)

Application Server

Web Server

Access Manager (für die Zugriffssteuerung)

Portal Server

Access Manager

Directory Server

Keine

Portal Server

Calendar Server

Messaging Server

Instant Messaging

Access Manager

Dimension 2: Logische Schichten

Die interagierenden Softwarekomponenten verteilter Unternehmensanwendungen können logischen Schichten zugeordnet werden. Diese Schichten stellen die logische und physische Unabhängigkeit von Softwarekomponenten auf der Grundlage der Art der von ihnen angebotenen Dienste dar.

Die Dimension der logischen Schichten in einer Architektur ist in der folgenden Abbildung dargestellt.

Abbildung 2-4   Dimension 2: Logische Schichten für verteilte Unternehmensanwendungen

Die Abbildung zeigt vier logische Schichten. Von links nach rechts: Client-Schicht, Präsentationsschicht, Geschäftsdienstschicht und Datenschicht.

Logische Schichtenarchitekturen stellen überwiegend die in Abbildung 1-1 dargestellte Ebene der verteilten Unternehmensanwendung dar. Die unter Infrastrukturdienstebenen behandelten Java ES-Systemdienstkomponenten unterstützen Anwendungskomponenten aller in Abbildung 2-4 dargestellten logischen Schichten. Das Konzept der logischen Schichten gilt jedoch ebenso für Systemdienstkomponenten, die Dienste auf Anwendungsebene bereitstellen, wie Messaging Server und Calendar Server.

Beschreibung der logischen Schichten

Dieser Abschnitt enthält Kurzbeschreibungen der vier logischen Schichten, die in Abbildung 2-4 dargestellt sind. Die Beschreibungen beziehen sich auf Anwendungskomponenten, die mit einem auf der Java 2 Platform Enterprise Edition (J2EE™-Plattform) basierenden Komponentenmodell implementiert wurden. Andere verteilte Komponentenmodelle hingegen, beispielsweise CORBA, unterstützen ebenfalls diese Architektur.

Logische und physische Unabhängigkeit

Die in Abbildung 2-4 illustrierte Architekturdimension betrachtet vor allem die logische und physische Unabhängigkeit von Komponenten, die durch vier separate Schichten dargestellt wird. Diese Schichten stellen die Partitionierung der Anwendungslogik über die verschiedenen in einer Netzwerkumgebung vorhandenen Computer hinweg dar:

Wie Sie Anwendungs- oder Infrastrukturkomponenten auf eine Hardwareumgebung (Ihre Bereitstellungsarchitektur) abbilden, hängt von vielen Faktoren ab, die durch die Größe und Komplexität Ihrer Softwarelösung bestimmt werden. Bei sehr kleinen Bereitstellungen kann eine Bereitstellungsarchitektur nur wenige Computer betreffen. Bei großen Bereitstellungen kann die Zuordnung von Komponenten zu einer Hardwareumgebung Faktoren wie Geschwindigkeit und Leistung einzelner Computer, Geschwindigkeit und Bandbreite von Netzwerkleitungen, Sicherheits- und Firewall-Aspekte sowie Replikationsstrategien für Komponenten berücksichtigen.

Auf Systemkomponenten angewendete geschichtete Architektur

Wie in Abbildung 2-3 dargestellt, bieten Java ES-Infrastrukturdienstkomponenten die zugrundeliegende Infrastrukturunterstützung für verteilte Softwarelösungen. Einige dieser Lösungen enthalten jedoch Dienste der Anwendungsebene, die direkt von Java ES-Komponenten realisiert werden. Diese Lösungen verwenden den konzeptionellen Ansatz der logischen Schichten.

Beispiel: Die von Messaging Server bereitgestellten E-Mail-Kommunikationsdienste sind so implementiert, dass sie bestimmte logisch gesonderte Konfigurationen von Messaging Server verwenden. Diese gesonderten Konfigurationen bieten jeweils einen gesonderten Satz von Diensten. Bei der Konzeption einer Messaging-Lösung werden diese gesonderten Konfigurationen, wie die folgenden Abbildung zeigt, als separate Komponenten dargestellt, die sich auf unterschiedlichen logischen Schichten befinden.

Abbildung 2-5   Messaging Server: Beispiel für eine Schichtenarchitektur

Dieses Diagramm zeigt Messaging Server-Komponenten, die auf vier logische Schichten aufgeteilt sind:[D]


Hinweis

Abbildung 2-3 darf nicht als vollständige logische Architektur verstanden werden. Einige Java ES-Komponenten wurden weggelassen, um die Abbildung zu vereinfachen. Die zwischen den Komponenten verlaufenden Linien stellen Interaktionen dar.


Die logische Trennung von Messaging Server-Funktionen in verschiedene Schichten erlaubt logisch unterschiedliche Konfigurationen von Messaging Server, die auf verschiedenen Computern in einer physischen Umgebung bereitgestellt werden. Die physische Trennung gestattet eine größere Flexibilität bei der Einhaltung der Dienstqualitätsanforderungen (siehe Dimension 3: Dienstqualität). Dies bietet beispielsweise unterschiedliche Verfügbarkeitslösungen für unterschiedliche Instanzen und unterschiedliche Sicherheitsimplementierungen für unterschiedliche Messaging Server-Funktionen.

Dimension 3: Dienstqualität

Die beiden vorherigen Architekturdimensionen (Infrastrukturdienstabhängigkeiten und logische Schichten) betreffen überwiegend die logischen Aspekte der Architektur, nämlich, welche Komponenten auf welche Weise für die Interaktion erforderlich sind, um Dienste für Endbenutzer bereitzustellen. Eine ebenso wichtige Dimension jeder bereitgestellten Lösung ist jedoch die Fähigkeit, Dienstqualitätsanforderungen zu erfüllen.

Die Dimension der Dienstqualität einer Lösungsarchitektur stellt die Rolle der Java ES-Dienstqualitätskomponenten in den Vordergrund.

Dienstqualitäten

Aufgrund der Tatsache, dass Internet- und E-Commerce-Dienste für Geschäftsvorgänge immer wichtiger werden, stellt die Leistung, Verfügbarkeit, Sicherheit, Skalierbarkeit und Zweckmäßigkeit dieser Dienste eine der wichtigsten Dienstqualitätsanforderungen umfangreicher, extrem leistungsstarker Bereitstellungsarchitekturen dar.

Für die Konzeption einer erfolgreichen Softwarelösung müssen Sie relevante Dienstqualitätsanforderungen aufstellen und eine Architektur entwerfen, die diese erfüllt. Um Dienstqualitätsanforderungen zu definieren, werden einige wichtige Dienstqualitäten verwendet. Die folgende Tabelle führt diese Dienstqualitäten auf.

Tabelle 2-2  Dienstqualitäten mit Auswirkung auf die Lösungsarchitektur 

Systemdienstqualitäten

Beschreibung

Leistung

Die Messung der Antwortzeit und -latenz in Bezug auf die Benutzerladebedingungen.

Verfügbarkeit

Ein Maß dafür, wie oft die Ressourcen und Dienste eines Systems für Endbenutzer verfügbar sind (die Betriebszeit eines Systems).

Sicherheit

Eine komplexe Kombination von Faktoren, die die Integrität eines Systems und seiner Benutzer beschreibt. Zur Sicherheit gehören die physische Sicherheit der Systeme, die Netzwerksicherheit, die Anwendungs- und Datensicherheit (Authentifizierung und Autorisierung der Benutzer) sowie der sichere Transport von Informationen.

Skalierbarkeit

Die Möglichkeit, einem bereitgestellten System im Laufe der Zeit Kapazität hinzuzufügen. Die Skalierbarkeit umfasst in der Regel das Hinzufügen von Ressourcen zum System, sollte jedoch keine Änderungen an der Bereitstellungsarchitektur erfordern.

Latente Kapazität

Die Fähigkeit eines Systems, eine außergewöhnliche Spitzenauslastung ohne zusätzliche Ressourcen zu bewältigen.

Zweckmäßigkeit

Die Einfachheit der Wartung eines bereitgestellten Systems, einschließlich der Überwachung des Systems, dem Beheben von auftretenden Problemen und der Aufrüstung der Hardware- und Softwarekomponenten.

Die Dimension der Dienstqualität wirkt sich stark auf die Bereitstellungsarchitektur einer Lösung aus: Wie Anwendungskomponenten und Infrastrukturkomponenten in einer physischen Umgebung bereitgestellt werden.

Die Dienstqualitäten, die die Bereitstellungsarchitektur beeinflussen, sind eng miteinander verbunden: Anforderungen an eine Systemqualität wirken sich häufig auf die Konzeption der anderen Dienstqualitäten aus. So kann beispielsweise ein höheres Sicherheitsniveau die Leistung beeinträchtigen, was wiederum die Verfügbarkeit beeinflusst. Das Hinzufügen weiterer Computer, um Verfügbarkeitsprobleme durch Redundanz zu beheben, wirkt sich häufig auf die Wartungskosten (Zweckmäßigkeit) aus.

Das Verständnis der Beziehungen zwischen den Dienstqualitäten und ihre Abstimmung ist eine wichtige Voraussetzung für die Konzeption von Architekturen, die sowohl die Geschäftsanforderungen als auch die Geschäftsbeschränkungen einhalten.

Java Enterprise System-Dienstqualitätskomponenten

Einige Java ES-Komponenten werden hauptsächlich verwendet, um die Dienstqualitäten von Systemdienstkomponenten oder verteilten Anwendungskomponenten zu verbessern. Diese Softwarekomponenten werden oft zusammen mit Hardwarekomponenten, wie Lastausgleichsmodulen und Firewalls, eingesetzt.

Die unter Dienstqualitätskomponenten vorgestellten Java ES-Dienstqualitätskomponenten können wie folgt zusammengefasst werden:

Die folgende Tabelle enthält die wichtigsten Java ES-Dienstqualitätskomponenten aus der Perspektive der Architektur und zeigt, auf welche Systemqualitäten sie sich am meisten auswirken.

Tabelle 2-3  Dienstqualitätskomponenten und die beeinflussten Systemqualitäten 

Komponente

Beeinflusste Systemqualitäten

Communications Express

Sicherheit
Skalierbarkeit

Directory Proxy Server

Sicherheit
Skalierbarkeit

High Availability Session Store

Verfügbarkeit

Portal Server Secure Remote Access

Sicherheit
Skalierbarkeit

Sun Cluster

Verfügbarkeit
Skalierbarkeit

Sun Remote Services Net Connect

Zweckmäßigkeit

Sun Cluster-Software

Die Sun Cluster-Software bietet Hochverfügbarkeits- und Skalierbarkeitsdienste für Java ES sowie für Anwendungen, die von der Java ES-Infrastruktur unterstützt werden.

Ein Cluster besteht aus einer Reihe von lose miteinander verknüpfter Computern, die gemeinsam eine einzige Client-Ansicht für Dienste, Systemressourcen und Daten bereitstellen. Intern verwendet der Cluster redundante Computer, Interconnects, Datenspeicher und Netzwerkschnittstellen zur Bereitstellung der Hochverfügbarkeit für clusterbasierte Dienste und Daten.

Die Sun Cluster-Software überwacht permanent den Zustand der Mitgliedsknoten und anderer Cluster-Ressourcen. Im Fehlerfall greift die Sun Cluster-Software ein und löst das Failover der überwachten Ressourcen aus, wobei die interne Redundanz genutzt wird, um einen nahezu kontinuierlichen Zugriff auf diese Ressourcen zu realisieren.

Die folgende Abbildung zeigt einen Zwei-Knoten Cluster, der Datenspeicherdienste für Messaging Server und Calendar Server unterstützt.

Abbildung 2-6   Verfügbarkeitskonzept mit Sun Cluster-Knoten

Abbildung mit redundanten Computern, Datenspeichern und Interconnects im Sun Cluster-Verfügbarkeitskonzept.

Sun Cluster-Datendienstpakete (auch als Sun Cluster-Agenten bezeichnet) sind für alle Java ES-Systemdienstkomponenten verfügbar. Sie können auch für selbst entwickelte Anwendungskomponenten Agenten schreiben.

Aufgrund der Steuerung durch die Sun Cluster-Software kann ein Cluster auch skalierbare Dienste bereitstellen. Durch Nutzung des globalen Dateisystems des Clusters und wegen der Fähigkeit, Infrastruktur- oder Anwendungsdienste auf mehreren Knoten in einem Cluster auszuführen, kann eine verstärkte Anforderung dieser Dienste auf mehrere Instanzen der Dienste aufgeteilt werden. Daher kann Sun Cluster-Software bei richtiger Konfigurierung in einer verteilten Unternehmensanwendung gleichzeitig Hochverfügbarkeit und Skalierbarkeit gewährleisten.

Aufgrund der für eine Sun Cluster-Umgebung erforderlichen Redundanz sorgt die Aufnahme von Sun Cluster in einer Lösung für eine merkliche Erhöhung der in der physischen Umgebung benötigten Anzahl von Computern und Netzwerkverbindungen.

Anders als die von anderen Java ES-Komponenten bereitgestellten Dienste, handelt es sich bei den Verfügbarkeitsdiensten von Sun Cluster um verteilte Peer-to-Peer-Dienste. Deshalb muss die Sun Cluster-Software auf jedem, in einem Cluster vorhandenen Computer installiert werden.

Synthese der drei Architekturdimensionen

Zusammen genommen bilden die drei in Abbildung 2-1 dargestellten und in den letzten Abschnitten besprochenen Architekturdimensionen ein Framework für die Konzeption verteilter Softwarelösungen. Die drei Dimensionen (Infrastrukturdienstabhängigkeiten, logische Schichten und Dienstqualität) verdeutlichen die von den Java ES-Komponenten in Lösungsarchitekturen gespielte Rolle.

Jede Dimension steht für eine unterschiedliche Architekturperspektive. Eine Lösungsarchitektur muss alle Dimensionen berücksichtigen. Beispiel: Verteilte Komponenten in jeder logischen Schicht einer Lösungsarchitektur (Dimension 2) müssen durch entsprechende Infrastrukturkomponenten (Dimension 1) und entsprechende Dienstqualitätskomponenten (Dimension 3) unterstützt werden.

Entsprechend spielt jede in einer Lösungsarchitektur vorhandene Komponente hinsichtlich der verschiedenen Architekturdimensionen unterschiedliche Rollen. Directory Server kann beispielsweise sowohl als Back-End-Komponente der Datenschicht (Dimension 2) als auch als Anbieter von Persistenzdiensten (Dimension 1) angesehen werden.

Wegen der Zentralität von Directory Server hinsichtlich dieser beiden Dimensionen stehen Dienstqualitätsprobleme (Dimension 3) für diese Java ES-Komponente an höchster Stelle. Ein Directory Server-Ausfall würde schwerwiegende Auswirkungen auf ein Geschäftssystem haben, daher ist die Konzeption der Hochverfügbarkeit für diese Komponente sehr wichtig. Und da Directory Server zum Speichern sensibler Benutzer- oder Konfigurationsinformationen verwendet wird, ist für diese Komponente auch das Sicherheitskonzept sehr wichtig.

Das Zusammenspiel der drei Dimensionen hinsichtlich der Java ES-Komponenten wirkt sich auf die Konzeption der logischen Architektur und der Bereitstellungsarchitektur der Lösungen aus.

Die detaillierte Beschreibung der Entwurfsmethodik für die Verwendung des in Abbildung 2-1 dargestellten Architekturframeworks würde den Rahmen dieses Handbuchs sprengen. Das dreidimensionale Architekturframework hebt jedoch Aspekte der Konzeption hervor, die für das Verständnis des Bereitstellens von auf Java Enterprise System basierenden Softwarelösungen wichtig sind.


Beispiel für Java Enterprise System-Lösungsarchitektur

Java Enterprise System unterstützt eine Vielzahl von Softwarelösungen.

Viele Lösungen können mit den in Java Enterprise System enthaltenen Komponenten ohne Entwicklungsaufwand direkt konzipiert und bereitgestellt werden. Bei anderen Lösungen können umfangreiche Entwicklungsarbeiten notwendig sein, bei denen Sie eigene J2EE-Komponenten entwickeln müssen, die neue Geschäfts- oder Präsentationsdienste bereitstellen. Sie können die selbst entwickelten Komponenten als Webdienste zusammenfassen, die dem Schnittstellenstandard SOAP (Simple Object Access Protocol) entsprechen. Bei vielen Lösungen ist eine Kombination dieser beiden Ansätze erforderlich.

In diesem Abschnitt finden Sie ein aus den im letzten Abschnitt beschriebenen Architekturkonzepten abgeleitetes Beispiel, das verdeutlicht, wie Java Enterprise System eine Out-of-the-Box-Lösung unterstützt.

Szenario der Unternehmenskommunikation

Unternehmen müssen in der Regel die Kommunikation zwischen Ihren Mitarbeitern, insbesondere durch E-Mail- und Kalenderdienste sicherstellen. Solche Unternehmen wollen, dass ihre Mitarbeiter einen personalisierten Zugang zu internen Websites und anderen Ressourcen besitzen, der auf den unternehmensweiten Authentifizierungs- und Autorisierungsdiensten basiert. Zusätzlich wollen diese Unternehmen, dass die Identität der Mitarbeiter über alle Unternehmensdienste hinweg protokolliert wird, damit eine einzige Webanmeldung (Single Sign-On) den Zugriff auf alle Dienste bietet.

Diese spezifischen Geschäftsanforderungen, die lediglich eine Beispielmenge der gesamten Geschäftsanforderungen darstellen, sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst.

Tabelle 2-4  Zusammenfassung der Geschäftsanforderungen: Kommunikationsszenario 

Unternehmensanforderung

Beschreibung

Benötigte Java ES-Dienste

Single Sign-On

Zugang zu sicheren Unternehmensressourcen und -diensten auf der Grundlage einer einzigen Identität mit Single Sign-On für Webzugang.

Identitätsdienste

Messaging

Kalender

E-Mail-Messaging zwischen Mitarbeitern und mit der Außenwelt.

Elektronische Kalendereinträge und Terminvereinbarungen für Mitarbeiter.

Kommunikations- und Zusammenarbeitsdienste

Portal-Zugriff

Einzelner, webbasierter, personalisierter Zugangspunkt für Kommunikationsdienste, wie E-Mail und Kalender sowie interne Webseiten.

Zugangsdienste

Außerdem hat ein Unternehmen darüber hinaus Anforderungen hinsichtlich der Leistung, Verfügbarkeit, Netzwerksicherheit und Skalierbarkeit des Softwaresystems, das diese Dienste bereitstellt.

Logische Architektur des Beispielszenarios

Eine logische Architektur für die Bereitstellung der in Tabelle 2-4 aufgeführten Zugangs-, Kommunikations- und Identitätsdienste mit Java ES-Komponenten enthält die folgende Abbildung. Die Architektur behandelt logisch getrennte Konfigurationen von Messaging Server als separate Komponenten, da diese unterschiedliche Dienste bereitstellen.

Abbildung 2-7   Logische Architektur des Unternehmenskommunikationsszenarios

Die Abbildung zeigt die logische Architektur des Beispielsszenarios für die Unternehmenskommunikation. Komponenten sind horizontal in Schichten und vertikal in Infrastrukturdienstebenen positioniert. [D]

Die Komponenten sind in einer horizontalen Dimension platziert, die die standardmäßigen logischen Schichten darstellen. Die vertikale Dimension stellt die Infrastrukturdienstebenen dar. Die Interaktionen zwischen den Komponenten hängen entweder von ihrer Funktion als verteilte Infrastrukturdienste ab (Interaktionen zwischen Infrastrukturdienstebenen) oder von ihrer Rolle in einer Schichtenarchitektur der Anwendung (Interaktionen innerhalb und zwischen logischen Schichten).

In dieser Architektur arbeitet Access Manager, der auf die in Directory Server gespeicherten Benutzerinformationen zugreift, als Schiedsrichter, wenn es um die Authentifizierung und Autorisierung über Single Sign-On für den Portal Server und andere webbasierte Komponenten der Präsentationsschicht geht. Zu den Messaging Server-Komponenten gehört in der Datenschicht ein Nachrichtenspeicher (Messaging Server-STR), der Komponenten der Geschäftsdienstschicht sendet und abruft, sowie in der Präsentationsschicht eine HTTP-Zugangskomponente und Communications Express.

Die logische Architektur zeigt außerdem die Infrastrukturdienstabhängigkeiten zwischen den verschiedenen Java ES-Komponenten. So hängt beispielsweise Portal Server für die Messaging- und Kalenderkanäle von Communications Express ab und für die Authentifizierungs- und Autorisierungsdienste von Access Manager. Diese Komponenten hängen wiederum von Directory Server ab, von dem Sie Benutzerinformationen und Konfigurationsdaten erhalten. Einige Komponenten benötigen Webcontainerdienste, die Web Server bereitstellt.

Weitere Informationen über das logische Konzept der Java ES-Lösung finden Sie im Java Enterprise System Deployment Planning Guide.

Bereitstellungsarchitektur des Beispielszenarios

Beim Übergang von der logischen Architektur zur Bereitstellungsarchitektur sind die Dienstqualitätsanforderungen von größter Bedeutung. So können beispielsweise geschützte Subnetze und Firewalls genutzt werden, um eine Sicherheitsbarriere zum Back-End-Bereich zu erzeugen. Für viele Komponenten müssen Verfügbarkeits- und Skalierbarkeisanforderungen erfüllt werden, indem diese auf mehreren Computern bereitgestellt und die Anfragen über ein Lastausgleichsmodul an die replizierten Komponenten verteilt werden.

Wenn jedoch strengere Verfügbarkeitsanforderungen vorliegen und wenn sehr viel Festplattenspeicher benutzt wird, dann sind andere Verfügbarkeitslösungen besser geeignet. Für den Messaging Server-Speicher kann beispielsweise Sun Cluster und für Directory Server die Multi-Master-Replikation genutzt werden.

Weitere Informationen über das Bereitstellungskonzept der Java ES-Lösung finden Sie im Java Enterprise System Deployment Planning Guide.


In diesem Kapitel enthaltene Schlüsselbegriffe

Dieser Abschnitt erläutert in diesem Kapitel verwendete wichtige technische Begriffe, wobei der Schwerpunkt darauf liegt, die Beziehungen zwischen diesen Begriffen und ihrer Verwendung im Java Enterprise System-Kontext zu verdeutlichen.

Anwendungskomponente     Eine kundenspezifisch entwickelte Software-Komponente, die einige spezifische Datenverarbeitungsfunktionen durchführt und Endbenutzer oder andere Anwendungskomponenten mit Geschäftsdiensten versorgt. Eine Anwendungskomponente entspricht in der Regel einem Modell verteilter Komponenten (wie CORBA und die J2EE™-Plattform). Diese Komponenten können einzeln oder kombiniert zu Webdiensten zusammengefasst werden.

Architektur     Ein Konzept, das die logischen und physischen modularen Blöcke einer verteilten Anwendung (oder eines anderen Softwaresystems) sowie ihre Beziehungen untereinander darstellt. Für eine Verteilte Unternehmensanwendung umfasst das Architekturkonzept im Allgemeinen die logische Architektur und die Bereitstellungsarchitektur der Anwendung.

Geschäftsdienst     Eine Anwendungskomponente oder eine Komponentengruppe, die die Geschäftslogik im Namen mehrerer Clients ausführt (und daher einen Vorgang mit mehreren Threads darstellt). Ein Geschäftsdienst kann auch eine Gruppe von verteilten Komponenten, die zu einem Webdienst zusammengefasst sind, oder ein eigenständiger Server sein.

Client     Eine Software, die Software-Dienste anfordert. (Hinweis: Hierbei handelt es sich nicht um eine Person – siehe Endbenutzer.) Ein Client kann ein Dienst sein, der einen anderen Dienst anfordert, oder eine GUI-Komponente, auf die ein Endbenutzer zugreift.

Bereitstellungsarchitektur     Ein starkes Konzept, das die logische Architektur einer physischen Computerumgebung zuordnet. Die physische Umgebung umfasst die in einer Intranet- oder Internetumgebung vorhandenen Computer, die Netzwerkverbindungen zwischen ihnen sowie andere physische Geräte, die zur Unterstützung der Software erforderlich sind.

logische Architektur     Ein Konzept, das die logischen modularen Blöcke einer verteilten Anwendung sowie ihre Beziehungen untereinander (bzw. ihre Schnittstellen) darstellt. Die logische Architektur umfasst sowohl die verteilten Anwendungskomponenten als auch die Infrastrukturdienstkomponenten, die für deren Unterstützung erforderlich sind.

Server     Ein Softwarevorgang mit mehreren Threads (im Gegensatz zu einem Hardwareserver), der einen verteilten Dienst oder eine geschlossene Gruppe von Diensten für Clients bereitstellt, die über eine externe Schnittstelle auf den Dienst zugreifen.

Webdienst     Ein Dienst, der den standardisierten Internetprotokollen für Verfügbarkeit, Dienstintegrierung und Erkennung entspricht. Zu diesen Standards gehören das SOAP-Nachrichtenprotokoll (Simple Object Access Protocol), die WSDL-Schnittstellendefinition (Web Service Definition Language) und der UDDI-Registrierungsstandard (Universal Discovery, Description and Integration).



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