Systemverwaltungshandbuch: IP Services

IPMP und Dynamische Rekonfiguration

Mit der dynamischen Rekonfiguration (DR) können Sie bei laufendem System Systemhardware wie z. B. Schnittstellen neu konfigurieren. In diesem Abschnitt wird beschrieben, wie DR mit IPMP zusammenarbeitet.

Bei einem System, das die DR von NICs unterstützt, kann IPMP dazu beitragen, die Konnektivität aufrecht zu erhalten und eine Unterbrechung von bestehenden Verbindungen zu verhindern. Auf einem System, das DR unterstützt und IPMP verwendet, können Sie NICs problemlos anschließen, trennen oder erneut anschließen, denn IPMP ist in das Reconfiguration Coordination Manager (RCM)-Framework integriert. RCM verwaltet die dynamische Rekonfiguration von Systemkomponenten.

Normalerweise verwenden Sie den Befehl cfgadm zum Ausführen von DR-Vorgängen. Einige Plattformen unterstützen jedoch auch andere Methoden. Einzelheiten finden Sie in der Dokumentation Ihrer Plattform. Dokumentationen zur DR finden Sie in den folgenden Ressourcen.

Tabelle 30–1 Dokumentationen zur dynamischen Rekonfiguration

Beschreibung 

Weitere Informationen 

Ausführliche Informationen zum Befehl cfgadm

Manpage cfgadm(1M)

Spezifische Informationen zur DR in der Sun Cluster-Umgebung 

Sun Cluster 3.1 System Administration Guide

Spezifische Informationen zur DR in der Sun Fire-Umgebung 

Sun Fire 880 Dynamic Reconfiguration Guide

Einführung in die DR und den Befehl cfgadm

Kapitel 6, Dynamically Configuring Devices (Tasks) in System Administration Guide: Devices and File Systems

Aufgaben zur Verwaltung von IPMP-Gruppen auf einem System, das DR unterstützt 

Ersetzen einer ausgefallenen physikalischen Schnittstelle auf Systemen, die DR unterstützen

Anschließen von NICs

Mit dem Befehl ifconfig können Sie einer IPMP-Gruppe jederzeit Schnittstellen hinzufügen. Dies wird ausführlich unter So konfigurieren Sie eine IPMP-Gruppe mit mehreren Schnittstellen beschrieben. Somit können alle Schnittstellen auf Systemkomponenten, die nach dem Systemstart angeschlossen wurde, geplumbt und zu einer bestehenden IPMP-Gruppe hinzugefügt werden. Gegebenenfalls können Sie neu hinzugefügte Schnittstellen auch in einer eigenen IPMP-Gruppe konfigurieren.

Diese Schnittstellen und die darauf konfigurierten Datenadresse stehen unmittelbar für die Verwendung durch die IPMP-Gruppe zur Verfügung. Sie müssen jedoch eine /etc/hostname.Schnittstelle-Datei für jede neue Schnittstelle erstellen, damit das System diese Schnittstellen nach einem Neustart automatisch konfiguriert und verwendet. Anweisungen hierzu finden Sie unter So konfigurieren Sie eine physikalische Schnittstelle nach der Systeminstallation.

Falls diese /etc/hostname.Schnittstelle-Datei schon beim Anschließen der Schnittstelle vorhanden ist, konfiguriert RCM die Schnittstelle automatisch gemäß dem Inhalt dieser Datei. Somit erhält die Schnittstelle die gleiche Konfiguration, die sie nach einem Systemstart erhalten würde.

Trennen von NICs

Alle Anforderungen zum Trennen von Systemkomponenten mit NICs werden zunächst daraufhin geprüft, ob die Konnektivität aufrechterhalten werden kann. Beispielsweise können Sie standardmäßig keine NIC trennen, die sich nicht in einer IPMP-Gruppe befindet. Außerdem können Sie keine NIC trennen, die die einzigen ordnungsgemäß arbeitenden Schnittstellen in einer IPMP-Gruppe enthält. Wenn Sie die Systemkomponente entfernen müssen, können Sie dieses Verhalten jedoch mit der Option -f des Befehls cfgadm außer Kraft setzen. Lesen Sie dazu die Manpage cfgadm(1M).

Wenn die Prüfungen erfolgreich abgeschlossen wurden, führen die Datenadressen, die der zu trennenden NIC zugeordnet sind, einen Failover zu einer ordnungsgemäß arbeitenden NIC in der gleichen Gruppe aus, als ob die zu trennende NIC ausgefallen wäre. Nachdem die NIC getrennt wurde, sind alle Testadressen der Schnittstellen auf der NIC in einem dekonfigurierten Zustand. Erst dann kann das Plumbing der NIC rückgängig gemacht werden. Wenn einer dieser Schritte fehlschlägt, oder wenn die DR einer anderen Hardware auf der gleichen Systemkomponente ausfällt, wird die vorherige Konfiguration im ursprünglichen Zustand wiederhergestellt. In diesem Fall erhalten Sie jedoch eine Statusnachricht. Andernfalls wird die Aufforderung zum Trennen erfolgreich abgeschlossen. Sie können die Komponente vom System entfernen. Bestehende Verbindungen werden nicht unterbrochen.

Wiederanschließen von NICs

RCM zeichnet die Konfigurationsinformationen von NICs auf, die von einem laufenden System getrennt wurden. Daher behandelt RCM das Wiederanschließen einer NIC, die zuvor getrennt wurde, genauso, als ob eine neue NIC angeschlossen wird. Das heißt, RCM führt lediglich das Plumbing der Schnittstelle durch.

Für wieder angeschlossene NICs existiert·jedoch in der Regel eine /etc/hostname. Schnittstelle-Datei. In diesem Fall konfiguriert RCM die Schnittstelle automatisch gemäß dem Inhalt der vorhandenen /etc/hostname. Schnittstelle-Datei. Zusätzlich informiert RCM den in.mpathd-Daemon über jede Datenadresse, die ursprünglich auf der wieder angeschlossenen Schnittstelle gehostet wurde. Das heißt, nachdem die wieder angeschlossene Schnittstelle ordnungsgemäß funktioniert, führen alle Datenadressen ein Failback auf die wieder angeschlossene Schnittstelle aus, als wäre sie repariert worden.

Verfügt die wieder angeschlossene NIC nicht über eine /etc/hostname.Schnittstelle-Datei, stehen keine Konfigurationsinformationen zur Verfügung. In diesem Fall hat RCM keine Informationen, wie die Schnittstelle konfiguriert werden soll. Adressen, die zuvor ein Failover zu einer anderen Schnittstelle durchgeführt haben, führen kein Failback durch.

Bei einem Systemstart fehlende NICs

NICs, die bei einem Systemstart nicht vorhanden sind, stellen einen Sonderfall bei der Ausfallerkennung dar. Beim Booten verfolgen die Startskripten alle Schnittstellen mit /etc/hostname.Schnittstelle-Dateien, für die kein Plumbing stattgefunden hat. Alle Datenadressen in der /etc/hostname. Schnittstelle-Datei einer solchen Schnittstelle werden automatisch unter einer alternativen Schnittstelle in der IPMP-Gruppe gehostet.

In diesem Fall erhalten Sie Fehlermeldungen ähnlich der Folgenden:


moving addresses from failed IPv4 interfaces: hme0 (moved to hme1)
moving addresses from failed IPv6 interfaces: hme0 (moved to hme1)

Falls keine alternative Schnittstelle vorhanden ist, erhalten Sie eine Fehlermeldung ähnlich der Folgenden:


moving addresses from failed IPv4 interfaces: hme0 (couldn't move; 
   no alternative interface) 
 moving addresses from failed IPv6 interfaces: hme0 (couldn't move; 
   no alternative interface) 

Hinweis –

Bei dieser Ausfallerkennung wandern nur die Datenadressen, die explizit in der /etc/hostname.Schnittstelle-Datei aufgelistet sind, zu einer alternativen Schnittstelle. Alle Adressen, die normalerweise über andere Mittel, z. B. RARP oder DHCP erworben wurden, werden nicht übernommen oder verschoben.


Wenn eine Schnittstelle mit den gleichen Namen wie eine beim Booten des Systems fehlende Schnittstellt mit DR wieder angeschlossen wird, führt RCM das Plumbing der Schnittstelle durch. Dann konfiguriert RCM die Schnittstelle gemäß dem Inhalt der zugehörigen /etc/hostname.Schnittstelle-Datei. Schließlich führt RCM ein Failback aller Datenadressen durch, als ob die Schnittstelle repariert wurde. Somit ist die endgültige Netzwerkkonfiguration identisch mit der Konfiguration, die übernommen worden wäre, wenn das System mit vorhandener Schnittstelle gebootet wäre.