In diesem Abschnitt werden die Konfigurationsdateien beschrieben, die Teil einer IPv6-Implementierung sind:
Die /etc/inet/ndpd.conf-Datei dient zur Konfiguration von Optionen, die vom Neighbor Discovery-Daemon in.ndpd verwendet werden. Bei einem Router verwenden Sie ndpd.conf hauptsächlich zur Konfiguration des Standortpräfix, das auf dem Link bekannt gegeben wird. Bei einem Host verwenden Sie ndpd.conf zum Deaktivieren der automatischen Adresskonfiguration oder zur Konfiguration von temporären Adressen.
Die folgende Tabelle zeigt die Schlüsselwörter, die in der ndpd.conf-Datei verwendet werden.
Tabelle 11–2 /etc/inet/ndpd.conf -Schlüsselwörter
Variable |
Beschreibung |
---|---|
ifdefault |
Gibt das Router-Verhalten für alle Schnittstellen an. Zum Einrichten der Router-Parameter und der zugehörigen Werte verwenden Sie die folgende Syntax: ifdefault [Variablenwert] |
prefixdefault |
Gibt das Standardverhalten für Präfix-Advertisement-Nachrichten an. Zum Einrichten der Router-Parameter und der zugehörigen Werte verwenden Sie die folgende Syntax: prefixdefault [Variablenwert] |
if |
Richtet die Parameter für eine Schnittstelle ein. Verwenden Sie die folgende Syntax: if Schnittstelle [Variablenwert] |
prefix |
Gibt Präfix-Informationen für eine Schnittstelle bekannt. Verwenden Sie die folgende Syntax: prefix Präfix/Länge Schnittstelle [Variablenwert] |
In der ndpd.conf-Datei können Sie die Schlüsselwörter in der folgenden Tabelle mit bestimmten Router-Konfigurationsvariablen verwenden. Diese Variables werden ausführlich in RFC 2461, Neighbor Discovery for IP Version 6 (IPv6) definiert.
Die nächste Tabelle zeigt die Variablen zur Konfiguration einer Schnittstelle und definiert diese kurz.
Tabelle 11–3 /etc/inet/ndpd.conf-Variablen zur Schnittstellenkonfiguration
Variable |
Standard |
Definition |
---|---|---|
AdvRetransTimer |
0 |
Legt den Wert im Feld „Retrans Timer“ der Advertisement-Nachrichten vom Router fest. |
AdvCurHopLimit |
Aktueller Durchmesser des Netzwerks |
Gibt den Wert an, der in den aktuellen Hop-Grenzwert in den Advertisement-Nachrichten vom Router eingefügt wird. |
AdvDefaultLifetime |
3 + MaxRtrAdvInterval |
Gibt die standardmäßige Lebensdauer von Router Advertisement-Nachrichten an. |
AdvLinkMTU |
0 |
Gibt den Wert für eine Maximum Transmission Unit (MTU) an, die vom Router gesendet wird. Null kennzeichnet, dass der Router keine MTU-Optionen angibt. |
AdvManaged Flag |
False |
Gibt den Wert an, der in das Manage Address Configuration-Flag in der Router Advertisement-Nachricht eingefügt wird. |
AdvOtherConfigFlag |
False |
Gibt den Wert an, der in das Other Stateful Configuration-Flag in der Router Advertisement-Nachricht eingefügt wird. |
AdvReachableTime |
0 |
Legt den Wert im Feld „Reachable Time“ in den Advertisement-Nachrichten vom Router fest. |
AdvSendAdvertisements |
False |
Gibt an, ob der Knoten Advertisement-Nachrichten senden und auf Router Solicitation-Nachrichten reagieren soll. Sie müssen diese Variable in der ndpd.conf-Datei explizit auf „TRUE“ setzen, um die Funktionen der Router Advertisement-Nachrichten zu aktivieren. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter So konfigurieren Sie einen IPv6-konformen Router. |
DupAddrDetect Transmits |
1 |
Definiert die Anzahl an aufeinander folgenden Neighbor Solicitation-Nachrichten, die das Neighbor Discovery-Protokoll senden soll, wenn die Adresse des lokalen Knotens doppelt erfasst wurde. |
MaxRtrAdvInterval |
600 Sekunden |
Gibt die maximale Dauer zwischen dem Senden von nicht angeforderten Multicast Advertisement-Nachrichten an. |
MinRtrAdvInterval |
200 Sekunden |
Gibt die Mindestdauer zwischen dem Senden von nicht angeforderten Multicast Advertisement-Nachrichten an. |
StatelessAddrConf |
True |
Legt fest, ob der Knoten seine IPv6-Adresse über die statusfreie automatische Adresskonfiguration konfiguriert. Wenn „False“ in der Datei ndpd.conf angegeben ist, muss die Adresse manuell konfiguriert werden. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter So konfigurieren Sie ein benutzerdefiniertes IPv6-Token. |
TmpAddrsEnabled |
False |
Gibt an, ob eine temporäre Adresse für alle Schnittstellen oder für eine bestimmte Schnittstelle eines Knotens konfiguriert werden soll. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter So konfigurieren Sie eine temporäre Adresse. |
TmpMaxDesyncFactor |
600 Sekunden |
Liefert einen Zufallswert an, der für die bevorzugte Lebensdauer TmpPreferredLifetime von der Variablen subtrahiert wird, wenn in.ndpd startet. Der Zweck der Variablen TmpMaxDesyncFactor besteht darin, zu verhindern, dass alle Systeme in Ihren Netzwerken ihre temporären Adressen gleichzeitig neu generieren. TmpMaxDesyncFactor ermöglicht Ihnen das Ändern des oberen Grenzwerts für diesen Zufallswert. |
TmpPreferredLifetime |
False |
Legt die bevorzugte Lebensdauer einer temporären Adresse fest. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter So konfigurieren Sie eine temporäre Adresse. |
TmpRegenAdvance |
False |
Legt die Vorlaufzeit vor dem Ablauf einer Adresse für eine temporäre Adresse fest. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter So konfigurieren Sie eine temporäre Adresse. |
TmpValidLifetime |
False |
Legt die gültige Lebensdauer einer temporären Adresse fest. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter So konfigurieren Sie eine temporäre Adresse. |
Die nächste Tabelle zeigt die Variablen zur Konfiguration von IPv6-Präfixen.
Tabelle 11–4 /etc/inet/ndpd.conf -Variablen zur Präfixkonfiguration
Variable |
Standard |
Definition |
---|---|---|
AdvAutonomousFlag |
True |
Gibt den Wert an, der in das Feld „Autonomes Flag“ der Option „Präfixinformationen“ eingefügt wird. |
AdvOnLinkFlag |
True
|
Gibt den Wert an, der in das On-link Flag („L-bit“) in der Option „Präfixinformationen“ eingefügt wird. |
AdvPreferredExpiration |
Nicht gesetzt |
Gibt das bevorzugte Ablaufdatum des Präfix an. |
AdvPreferredLifetime |
604800 Sekunden |
Gibt den Wert an, der für die bevorzugte Lebensdauer in der Option „Präfixinformationen“ eingefügt wird. |
AdvValidExpiration |
Nicht gesetzt |
Gibt das gültige Ablaufdatum des Präfix an. |
AdvValidLifetime |
2592000 Sekunden |
Gibt die gültige Lebensdauer des zu konfigurierenden Präfix an. |
Das folgende Beispiel zeigt, wie die Schlüsselwörter und Konfigurationsvariablen in der Datei ndpd.conf verwendet werden. Löschen Sie die Kommentarzeichen (#), um die Variable zu aktivieren.
# ifdefault [variable-value ]* # prefixdefault [variable-value ]* # if ifname [variable-value ]* # prefix prefix/length ifname # # Per interface configuration variables # #DupAddrDetectTransmits #AdvSendAdvertisements #MaxRtrAdvInterval #MinRtrAdvInterval #AdvManagedFlag #AdvOtherConfigFlag #AdvLinkMTU #AdvReachableTime #AdvRetransTimer #AdvCurHopLimit #AdvDefaultLifetime # # Per Prefix: AdvPrefixList configuration variables # # #AdvValidLifetime #AdvOnLinkFlag #AdvPreferredLifetime #AdvAutonomousFlag #AdvValidExpiration #AdvPreferredExpiration ifdefault AdvReachableTime 30000 AdvRetransTimer 2000 prefixdefault AdvValidLifetime 240m AdvPreferredLifetime 120m if qe0 AdvSendAdvertisements 1 prefix 2:0:0:56::/64 qe0 prefix fec0:0:0:56::/64 qe0 if qe1 AdvSendAdvertisements 1 prefix 2:0:0:55::/64 qe1 prefix fec0:0:0:56::/64 qe1 if hme1 AdvSendAdvertisements 1 prefix 2002:8192:56bb:1::/64 qfe0 if hme1 AdvSendAdvertisements 1 prefix 2002:8192:56bb:2::/64 hme1 |
IPv6 verwendet die /etc/hostname6.Schnittstelle-Datei beim Booten, um die logischen IPv6-Schnittstellen automatisch zu definieren. Wenn Sie während der Oracle Solaris-Installation die Option ?IPv6-konform“ ausgewählt haben, erstellt das Installationsprogramm neben der /etc/hostname.-Schnittstellendateieine /etc/hostname6.-Schnittstellendatei für die primäre Netzwerkschnittstelle.
Erfasst das Installationsprogramm weitere physikalische Schnittstellen, werden Sie aufgefordert, auch diese Schnittstellen zu konfigurieren. Für jede zusätzliche Schnittstelle, die Sie auswählen, erstellt das Installationsprogramm Konfigurationsdateien für physikalische IPv4-Schnittstellen und für logische IPv6-Schnittstellen.
Wie IPv4-Schnittstellen können Sie auch IPv6-Schnittstellen nach der Oracle Solaris-Installation manuell konfigurieren. In diesem Fall liegen Sie /etc/hostname6.Schnittstelle-Dateien für die neuen Schnittstellen an. Anweisungen zur manuellen Konfiguration von Schnittstellen finden Sie unter Verwalten der Schnittstellen in Solaris 10 3/05 oderKapitel 6Verwalten von Netzwerkschnittstellen (Aufgaben).
Eine Konfigurationsdatei für eine Netzwerkschnittstelle muss die folgende Syntax aufweisen:
hostname.interface hostname6.interface |
Die Variable Schnittstelle hat die folgende Syntax:
dev[.module[.module ...]]PPA |
Gibt ein Netzwerkschnittstellengerät an. Bei diesem Gerät kann es sich um eine physikalische Schnittstelle, z. B. eri oder qfe, oder um eine logische Schnittstelle, zum Beispiel einen Tunnel handeln. Weitere Informationen hierzu finden Sie unter IPv6-Schnittstellenkonfigurationsdatei.
Führt mindestens ein STREAMS-Modul auf, das dem Gerät beim Plumben (Aktivieren) zugewiesen wird.
Gibt den physikalischen Anschlusspunkt an.
Die Syntax [.[.]] ist ebenfalls zulässig.
Im Folgenden sind Beispiele für gültige Namen einer IPv6-Konfigurationsdatei aufgeführt:
hostname6.qfe0 hostname.ip.tun0 hostname.ip6.tun0 hostname6.ip6to4tun0 hostname6.ip.tun0 hostname6.ip6.tun0 |
Die Datei /etc/inet/ipaddrsel.conf enthält die Richtliniendatei für eine standardmäßige IPv6-Adressauswahl. Wenn Sie Oracle Solaris so installieren, dass IPv6 aktiviert ist, hat diese Datei den in Tabelle 11–5 gezeigten Inhalt.
Der Inhalt von /etc/inet/ipaddrsel.conf kann geändert werden. In den meisten Fällen wird jedoch von der Bearbeitung dieser Datei abgeraten. Falls eine Bearbeitung erforderlich wird, verwenden Sie das unter So verwalten Sie die Richtlinientabelle zur IPv6-Adressauswahl beschriebene Verfahren. Weitere Informationen zur ippaddrsel.conf-Datei finden Sie unter Gründe zur Bearbeitung der Richtlinientabelle für die IPv6-Adressauswahl und in der Manpage ipaddrsel.conf(4).