Solaris 9 9/04 Installationshandbuch

Erzeugen der Dateien für die benutzerdefinierte JumpStart-Installation

WAN-Boot installiert mithilfe des benutzerdefinierten JumpStart-Verfahrens ein Solaris Flash-Archiv auf dem Client. Die benutzerdefinierte JumpStart-Installation bietet eine Befehlszeilenschnittstelle, mit der Sie automatisch auf mehreren Systemen eine Installation ausführen können, und zwar basierend auf von Ihnen erstellten Profilen. Diese Profile definieren die spezifischen Software-Installationsanforderungen. Außerdem können Sie für die vor und nach der Installation erforderlichen Schritte Shell-Skripte verwenden. Dabei geben Sie selbst an, welche Profile und Skripte für die Installation bzw. das Upgrade verwendet werden sollen. Die Installation bzw. das Upgrade mit der benutzerdefinierten JumpStart-Installation wird dann auf der Grundlage der von Ihnen ausgewählten Profile und Skripte ausgeführt. Außerdem können Sie eine sysidcfg-Datei verwenden und die Konfigurationsinformationen vorkonfigurieren, so dass die benutzerdefinierte JumpStart-Installation völlig ohne Benutzereingriff abläuft.

Führen Sie die folgenden Schritte durch, um JumpStart-Dateien für eine WAN-Boot-Installation vorzubereiten.

Ausführliche Informationen zum benutzerdefinierten JumpStart-Installationsverfahren finden Sie in Kapitel 25.

Erzeugen des Solaris Flash-Archivs

Die Installationsfunktion Solaris Flash bietet die Möglichkeit, mit einer Solaris-Modellinstallation auf dem so genannten Master-System vorzugehen. Sie können dann ein Solaris Flash-Archiv erzeugen, das ein genaues Abbild des Master-Systems ist. Das Solaris Flash-Archiv können Sie auf anderen Systemen im Netzwerk installieren, wodurch Klon-Systeme erzeugt werden.

In diesem Abschnitt erfahren Sie, wie Sie ein Solaris Flash-Archiv für Ihre WAN-Boot-Installation erzeugen. Bevor Sie ein Solaris Flash-Archiv erzeugen, müssen Sie das Master-System einrichten.

So erzeugen Sie ein Solaris Flash-Archiv

Ausführliche Anweisungen zum Erzeugen von Solaris Flash-Archiven finden Sie in Erstellen von Solaris Flash-Archiven.

  1. Starten Sie das Master-System.

    Bringen Sie das Master-System in einen so weit wie möglich inaktiven Zustand. Versetzen Sie das System nach Möglichkeit in den Einzelbenutzermodus. Wenn das nicht möglich ist, fahren Sie alle Anwendungen, die archiviert werden sollen, sowie alle Anwendungen, die die Betriebssystemressourcen stark beanspruchen, herunter.

  2. Legen Sie das Archiv mit dem Befehl flar create an.


    # flar create -n Name [optionale_Parameter]  Dokument-Root/flash/Dateiname
    
    Name

    Der Name, den Sie dem Archiv geben. Der Name, den Sie angeben, ist der Wert des Schlüsselworts content_name.

    optionale_Parameter

    Es stehen verschiedene Optionen für den Befehl flar create zur Verfügung, die Ihnen eine Anpassung des Solaris Flash-Archivs ermöglichen. In Kapitel 23 sind diese Optionen ausführlich beschrieben.

    Dokument-Root/flash

    Der Pfad zum Solaris Flash-Unterverzeichnis im Dokument-Root-Verzeichnis des Installationsservers.

    Dateiname

    Der Name der Archivdatei.

    Um Speicherplatz zu sparen, können Sie das Archiv komprimieren, indem Sie dem Befehl flar create die Option -c übergeben. Ein komprimiertes Archiv kann jedoch die Leistung der WAN-Boot-Installation beeinträchtigen. Weitere Informationen über die Herstellung komprimierter Archive entnehmen Sie bitte der Manpage flar create(1M).

    • Wenn das Archiv erfolgreich angelegt wird, gibt der Befehl flar create den Beendigungscode 0 zurück.

    • Wenn das Anlegen des Archivs fehlschlägt, gibt der Befehl flar create einen Beendigungscode ungleich 0 zurück.

Beispiele zur Erzeugung von Solaris Flash-Archiven finden Sie in Beispiele — Erzeugen eines Archivs für eine Neuinstallation.

Erzeugen der Datei sysidcfg

In der Datei sysidcfg können Sie zum Vorkonfigurieren eines Systems eine Reihe von Schlüsselwörtern angeben. Ausführlichere Informationen über Schlüsselwörter und Werte für sysidcfg finden Sie in Vorkonfiguration mit der Datei sysidcfg .

So erzeugen Sie die Datei sysidcfg
  1. Erzeugen Sie auf dem Installationsserver in einem Texteditor eine Datei namens sysidcfg.

  2. Geben Sie die gewünschten sysidcfg-Schlüsselwörter ein.

    Ausführliche Informationen zu den Schlüsselwörtern für sysidcfg finden Sie in Schlüsselwörter in der Datei sysidcfg .

  3. Speichern Sie die Datei sysidcfg in einem für den WAN-Boot-Server zugänglichen Verzeichnis.

    Speichern Sie die Datei in einem dieser Verzeichnisse:

    • Wenn sich der WAN-Boot-Server und der Installationsserver auf demselben System befinden, speichern Sie die Datei im Unterverzeichnis flash des Dokument-Root-Verzeichnisses auf dem WAN-Boot-Server.

    • Wenn sich der WAN-Boot-Server und der Installationsserver auf unterschiedlichen Systemen befinden, speichern Sie die Datei im Unterverzeichnis flash des Dokument-Root-Verzeichnisses auf dem Installations-Server.


Beispiel 43–5 sysidcfg-Datei für die WAN-Boot-Installation

Im Folgenden sehen Sie eine sysidcfg-Beispieldatei für ein SPARC-System. Host-Name, IP-Adresse und Netzmaske dieses Systems wurden durch Bearbeitung des Namen-Service vorkonfiguriert.

network_interface=primary {hostname=seahag
                           default_route=192.168.88.1
                           ip_address=192.168.88.210
                           netmask=255.255.0.0
                           protocol_ipv6=no}
timezone=US/Central
system_locale=C
terminal=xterm
timeserver=localhost
name_service=NIS {name_server=matter(192.168.255.255)
                  domain_name=mind.over.example.com
                  }
security_policy=none

Erstellen eines Profils

Bei einem Profil handelt es sich um eine Textdatei, aus welcher das Programm für die benutzerdefinierte JumpStart-Installation entnimmt, wie die Solaris-Software auf einem System installiert werden soll. Ein Profil definiert Elemente der Installation, wie zum Beispiel die zu installierende Softwaregruppe.

Ausführliche Informationen über die Erstellung von Profilen finden Sie in Erstellen eines Profils.

So erstellen Sie ein Profil
  1. Erzeugen Sie auf dem Installationsserver eine Textdatei. Geben Sie der Datei einen aussagekräftigen Namen.

    Stellen Sie sicher, dass der Name des Profils wiedergibt, wie Sie das Profil zum Installieren der Solaris-Software auf einem System einsetzen wollen. So können Sie zum Beispiel die Profile basic_install, eng_profile oder user_profile anlegen.

  2. Fügen Sie Schlüsselwörter und Werte zu dem Profil hinzu.

    Eine Liste der Schlüsselwörter und Werte finden Sie unter Profilschlüsselwörter und -werte.

    Bei Profilschlüsselwörtern und deren Werten wird zwischen Groß- und Kleinschreibung unterschieden.

  3. Speichern Sie das Profil in einem für den WAN-Boot-Server zugänglichen Verzeichnis.

    Speichern Sie das Profil in einem dieser Verzeichnisse:

    • Wenn sich der WAN-Boot-Server und der Installationsserver auf demselben System befinden, speichern Sie die Datei im Unterverzeichnis flash des Dokument-Root-Verzeichnisses auf dem WAN-Boot-Server.

    • Wenn sich der WAN-Boot-Server und der Installationsserver auf unterschiedlichen Systemen befinden, speichern Sie die Datei im Unterverzeichnis flash des Dokument-Root-Verzeichnisses auf dem Installations-Server.

  4. Stellen Sie sicher, dass root Eigentümer des Profils ist und dass die Berechtigungen auf 644 gesetzt sind.

  5. (Optional) Testen Sie das Profil.

    Testen eines Profils enthält Informationen zum Testen von Profilen.


Beispiel 43–6 Abrufen eines Solaris Flash-Archivs von einem sicheren HTTP-Server

Das Profil in folgendem Beispiel sieht vor, dass das Programm für die benutzerdefinierte JumpStart-Installation das Solaris Flash-Archiv von einem sicheren HTTP-Server abruft.

# profile keywords         profile values
# ----------------         -------------------
install_type               flash_install
archive_location           https://192.168.255.255/solarisupdate.flar
partitioning               explicit
filesys                    c0t1d0s0 4000 /
filesys                    c0t1d0s1 512 swap
filesys                    c0t1d0s7 free /export/home

In der folgenden Liste sind einige Schlüsselwörter und Werte aus diesem Beispiel beschrieben.

install_type

Das Profil installiert ein Solaris Flash-Archiv auf dem Klon-System. Wie bei einer Erst- bzw. Neuinstallation werden alle Dateien überschrieben.

archive_location

Das komprimierte Solaris Flash-Archiv wird von einem sicheren HTTP-Server abgerufen.

partitioning

Mit dem Wert explicit legen Sie fest, dass die Dateisystem-Slices von den filesys-Schlüsselwörtern definiert werden. Die Größe von Root (/) ist von der Größe des Solaris Flash-Archivs abhängig. Der swap-Bereich wird auf c0t1d0s1 angelegt und seine Größe nach Bedarf automatisch festgelegt. /export/home ist vom verbleibenden Speicherplatz abhängig. /export/home wird auf c0t1d0s7 angelegt.


Erstellen der Datei rules

Bei der Datei rules handelt es sich um eine Textdatei, die für jede Gruppe von Systemen, auf welchen das Betriebssystem Solaris installiert werden soll, eine Regel enthält. Jede Regel charakterisiert eine Gruppe von Systemen auf der Grundlage von einem oder mehreren Systemattributen. Jede Regel verknüpft außerdem jede Gruppe mit einem Profil. Ein Profil ist eine Textdatei, in der definiert ist, wie die Solaris-Software auf den Systemen in der Gruppe installiert werden soll. Die folgende Regel legt zum Beispiel fest, dass das JumpStart-Programm die Informationen im Profil basic_prof zur Installation aller Systeme der Plattformgruppe sun4u verwenden soll.

karch sun4u - basic_prof -

Die Datei rules dient zum Generieren der Datei rules.ok, die für benutzerdefinierte JumpStart-Installationen erforderlich ist.

Ausführliche Informationen zum Erstellen der Datei rules finden Sie in Erstellen der Datei rules.

So erstellen Sie die Datei rules
  1. Erzeugen Sie auf dem Installationsserver eine Textdatei namens rules.

  2. Fügen Sie für jede Gruppe von Systemen, die eingerichtet werden sollen, eine Regel in die Datei rules ein.

    Ausführliche Informationen zum Erstellen der Datei rules finden Sie in Erstellen der Datei rules.

  3. Speichern Sie die Datei rules auf dem Installationsserver.

  4. Überprüfen Sie die Datei rules.


    $ ./check [[-p Pfad -r Dateiname]]
    -p Pfad

    Validiert die Datei rules unter Verwendung des Skripts check aus dem Abbild der Solaris 9-Software anstelle des Skripts check auf dem System, mit dem Sie arbeiten. Pfad ist der Pfad zu einem Abbild auf einer lokalen Festplatte oder zu einer eingehängten Solaris-DVD oder Solaris Software 1 of 2-CD.

    Verwenden Sie diese Option, um die neueste Version von check auszuführen, wenn auf dem System eine frühere Version von Solaris läuft.

    -r Dateiname

    Gibt eine andere rules-Datei als die mit dem Namen rules an. Mit dieser Option können Sie die Gültigkeit einer Regel testen, bevor Sie die Regel in die Datei rules aufnehmen.

    Während das Skript check ausgeführt wird, werden Meldungen zur Validierung der Datei rules und der einzelnen Profile ausgegeben. Wenn keine Fehler auftreten, gibt das Skript Folgendes aus: The custom JumpStart configuration is ok. Das Skript check erzeugt die Datei rules.ok.

  5. Speichern Sie die Datei rules.ok in einem für den WAN-Boot-Server zugänglichen Verzeichnis.

    Speichern Sie die Datei in einem dieser Verzeichnisse:

    • Wenn sich der WAN-Boot-Server und der Installationsserver auf demselben System befinden, speichern Sie die Datei im Unterverzeichnis flash des Dokument-Root-Verzeichnisses auf dem WAN-Boot-Server.

    • Wenn sich der WAN-Boot-Server und der Installationsserver auf unterschiedlichen Systemen befinden, speichern Sie die Datei im Unterverzeichnis flash des Dokument-Root-Verzeichnisses auf dem Installations-Server.

  6. Stellen Sie sicher, dass root Eigentümer der Datei rules.ok ist und dass die Berechtigungen auf 644 gesetzt sind.

Beispiele für die Datei rules finden Sie in rules-Beispieldatei.

(Optional) Erzeugen von Begin- und Finish-Skripten

Begin- und Finish-Skripten sind benutzerdefinierte Bourne-Shell-Skripten, die Sie in der Datei rules angeben. Ein Begin-Skript führt bestimmte Aufgaben aus, bevor die Solaris-Software auf einem System installiert wird. Ein Finish-Skript führt bestimmte Aufgaben nach der Installation der Solaris-Software auf einem System auf, jedoch bevor das System erneut gebootet wird. Sie können diese Skripten nur verwenden, wenn Sie die Solaris-Software mit dem benutzerdefinierten JumpStart-Installationsverfahren installieren.

Mit Begin-Skripten lassen sich abgeleitete Profile erstellen. Finish-Skripten dienen zur Durchführung verschiedenster Vorgänge nach der Installation. Hierzu gehört das Hinzufügen von Dateien, Packages, Patches oder zusätzlicher Software.

Begin- und Finish-Skripten müssen in demselben Verzeichnis auf dem Installationsserver gespeichert werden wie die Dateien sysidcfg, rules.ok und die Profildateien.